Sie rücken aus, um dort zu helfen, wo Menschen in Notlagen dringend Hilfe benötigen. Der Rettungsdienst im Rhein-Sieg-Kreis und die damit verbundene gute Versorgung sollte der Bevölkerung eigentlich ein gutes, weil beruhigendes Gefühl für den „Fall der Fälle“ vermitteln. Rettungskräfte sind bei ihrer Arbeit im Rhein-Sieg-Kreis jedoch leider zunehmend einem Potenzial an Kritik, Ablehnung und auch Gewalt ausgesetzt.
Die Spannbreite ist dabei immens: angefangen von Verkehrsteilnehmerinnen und –teilnehmern, die sich durch Rettungswagen im Einsatz an ihrer zügigen Weiterfahrt behindert fühlen und diesen Ärger verbal zum Ausdruck bringen bis hin zu massiven körperlichen Angriffen auf das Rettungsdienstpersonal. Hier sind nicht selten Alkohol und andere Suchtmittel im Spiel.
„Die Arbeit der Einsatzkräfte bildet einen wesentlichen Bestandteil der Daseinsvorsorge“, sagt Landrat Sebastian Schuster. „Fehlender Respekt richtet sich daher nicht nur gegen die Helfenden, sondern beschädigt das gesamte Hilfesystem.“
Im Jahr 2018 gab es zwischen Alfter und Windeck elf gemeldete Fälle, in denen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter des Rettungsdienstes teils erheblich verletzt wurden, im Jahr 2017 waren es noch drei. „Der gesellschaftliche Leitgedanke, in Not befindlichen Menschen schnelle Hilfe zukommen zu lassen, muss im Bewusstsein der Bevölkerung deutlich spürbar sein“, sagt der Leiter des Amtes für Bevölkerungsschutz beim Rhein-Sieg-Kreis, Rainer Dahm. „Das Rettungspersonal nimmt die Sonderrechte nicht für sich in Anspruch, sondern für Menschen in konkreter gesundheitlicher Not“, so Rainer Dahm.
„Wir lassen die im Kreisgebiet tätigen Einsatzkräfte mit diesem Problem nicht allein, sondern bieten den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gezielte Fortbildungen mit Deeskalationstraining an“, ergänzt Christian Diepenseifen, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst im Rhein-Sieg-Kreis.
Das Gewaltphänomen begrenzt sich nicht auf den Rettungsdienst, sondern erstreckt sich auf das Gesamtspektrum aller Einsatzkräfte. Als kreisweite „Blaulichtallianz“ startete daher 2018 die Kampagne „Respekt“. Dabei werben neben der Kreispolizeibehörde Siegburg, dem Rhein-Sieg-Kreis, den Städten und Gemeinden auch die Feuerwehren und Hilfsorganisationen gemeinschaftlich für einen respektvollen Umgang gegenüber Einsatzkräften.
Für Landrat Sebastian Schuster ist das Thema eine Herzensangelegenheit: „Mir ist das friedvolle Miteinander ein sehr großes Anliegen. Respektloses Verhalten ist für viele heutzutage kein Fremdwort. Hier möchte ich auch im Jahr 2019 mit der Kampagne ‚Respekt‘ für ein gutes und respektvolles Miteinander eintreten.“