239 Bewerbungen in vier Kategorien wurden gesichtet und ausgewertet – nun stehen die 18 Preisträgerinnen und Preisträger des Förderpreises Aktive Bürgerschaft 2021 fest. Fünf Bürgerstiftungen, fünf Schulen, sechs Medienbeiträge und zwei Genossenschaftsbanken sind unter den Gewinnern, die am 07. Mai 2021 von 11 bis 13 Uhr in der DZ BANK Berlin ausgezeichnet werden.
Die Verleihung findet aufgrund der Corona-Pandemie ohne Gäste statt und wird stattdessen live im Internet übertragen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wird dann in seiner Laudatio verkünden, wer die drei mit je 5.000 Euro dotierten Hauptpreise erhält. Dazu sagte er schon vorab: „Wie gut eine Gesellschaft zusammensteht, zeigt sich in Jahrhundertkrisen wie der Pandemie. Dass sich so viele Bürgerinnen und Bürgern unter diesen schwierigen Bedingungen für andere engagieren, beeindruckt mich ganz besonders. Diese Solidarität zeigt sich auch und gerade im Alltag: bei der Nachbarschaftshilfe beim Einkauf, bei der Begleitung zum Impftermin oder der Unterstützung beim Homeschooling. Ich danke jedem, der mit anpackt und sich einsetzt für unsere Gesellschaft – vor, während und nach der Pandemie.“
Auch für Dr. Cornelius Riese, den Vorsitzenden des Stiftungsrates der Aktiven Bürgerschaft und Co-Vorstandsvorsitzenden der DZ BANK AG, ist „bürgerschaftliches Engagement tragende Säule einer Gesellschaft, die Risse vermeiden und Solidarität stärken will“. Die Corona-Pandemie bestimme nicht nur das Weltgeschehen, sondern auch unseren Alltag und schränke derzeit viele bürgerschaftliche Projekte ein, die auf den direkten menschlichen Kontakt angewiesen seien. „Gerne hätten wir die Preisverleihung in einem größeren Rahmen durchgeführt. Dennoch möchten wir zeigen, dass wir das Beste aus der Situation machen und die zahlreichen Projekte und Preisträger mit dieser Veranstaltung würdigen“, sagte er.
Zur Entscheidung der Jury, der er selbst angehörte, erklärte Dr. Peter Hanker, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Aktive Bürgerschaft und Sprecher des Vorstandes der Volksbank Mittelhessen: „Auch wenn wir am 07.05. drei Hauptreisträger auszeichnen werden, verdienen alle Preisträger größte Anerkennung. Sie haben sich gegen zahlreiche Mitbewerberinnen und Mitbewerber durchgesetzt und hervorragende Projekte und Beiträge eingereicht.“
Das sind die Gewinner in der Kategorie Bürgerstiftungen (in alphabetischer Reihenfolge):
Bürgerstiftung Barnim Uckermark: „Zwei Hektar aktive Bürgergesellschaft“
Um es vor weiterer Bebauung zu schützen, haben 40 Wandlitzer Bürgerinnen und Bürger unter dem Dach der Bürgerstiftung Barnim Uckermark ein ehemaliges DDR-Ferienheim-Grundstück gekauft und zur Naturwaldzelle gemacht. Die Jury lobte in ihrer Begründung, dass die Bürgerstiftung mit diesem Projekt das wichtige Thema Nachhaltigkeit bearbeite – und das auf eine nachhaltige Art und Weise. Denn dadurch, dass es dauerhaft angelegt sei, wirke es strukturverändernd.
Bürgerstiftung Hannover: „ZwischenMenschlich – Paten für Senioren“
Mit ihrem Projekt qualifiziert, vermittelt und begleitet die Bürgerstiftung Hannover ehrenamtliche Besuchspaten für Bewohner in Senioreneinrichtungen. Die Jury würdigt besonders, dass die Bürgerstiftung mit der Vereinsamung von Senioren ein wichtiges gesellschaftliches Problem aufgreift, das sich in der Pandemie noch verstärkt habe. Außerdem sei das Konzept mitsamt einer Begleitung und Qualifizierung der Ehrenamtlichen beispielhaft und ließe sich gut auf andere Bürgerstiftungen übertragen.
Bürgerstiftung Köln: Jugendfilmpreis „Typisch K: Wie bunt ist dein Köln?“
Die Bürgerstiftung Köln bewegte mit ihrem Jugendfilmpreis „Typisch K: Wie bunt ist dein Köln?“ 13- bis 18-Jährige dazu, sich mit ihrer Lebenswelt und wichtigen gesellschaftlichen Themen in ihrer Stadt zu befassen. Die Jury würdigt besonders, dass die Jugendlichen selbst darüber entscheiden, an welche gemeinnützige Organisation ihr Preisgeld vergeben wird. So lernten sie nicht nur die Organisationen und Vereine kennen, sondern könnten auch Selbstwirksamkeit erfahren und Geschmack am Engagement finden, das sie später eventuell weiterführen.
Bürgerstiftung Kreis Ravensburg: „Ehrenamt im Weinberg fürs Hospiz“
Unter dem Dach der Bürgerstiftung Kreis Ravensburg bewirtschaftet eine Gruppe von Ehrenamtlichen einen Weinberg und verkauft den Wein zugunsten eines Hospizes. Die Jury würdigt besonders, dass die Bürgerstiftung ehrenamtliches Engagement im Freien mit Genuss und dem wichtigen gesellschaftlichen Anliegen der Hospizarbeit verbindet. Durch die vielen Anknüpfungspunkte hole sie zudem sehr viele Menschen ins Boot.
Bürgerstiftung Vechta: „Wir helfen Vechta“
Die Bürgerstiftung Vechta hat in der Corona-Krise verschiedenste Projekte gestartet, mit denen sie die Folgen der Pandemie abmildern will – vom Sommercamp, in dem Schüler Lerninhalte aufarbeiten, bis hin zu „Quasselbuden“ und Konzerten, die der Vereinsamung von Heimbewohnern entgegenwirken. Die Jury würdigt besonders die Fülle und Vielseitigkeit der Aktionen, mit denen die Bürgerstiftung wiederum ganz unterschiedliche Gruppen unterstützt: Senioren, Musiker, Pflegepersonal und Grundschüler. Dadurch entstehe ein „unglaublicher Wumms“.
In der Kategorie Schulen haben diese Projekte die Jury überzeugt (in alphabetischer Reihenfolge):
Erich-Kästner-Schule, Bürstadt: „Netzhelden“
An der Erich-Kästner-Schule Bürstadt beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs in ihrem Wahlpflichtkurs mit dem Thema Mediennutzung/Medienkompetenz und geben ihr Wissen als „Netzhelden“ innerhalb und außerhalb der Schule an andere weiter. Die Jury würdigt besonders das nach innen wie außen wirkende Konzept, durch das die Schülerinnen und Schüler mit vielen verschiedenen Menschen aus unterschiedlichen Altersgruppen zusammenkommen und somit Berührungsängste abgebaut würden. Außerdem sei es gerade in Zeiten von Homeschooling wichtig, Antworten auf Fragen zu geben wie „Was passiert mit meinen Daten im Netz?” oder „Wie schütze ich mich vor Cybermobbing?“.
Gymnasium mit Realschulzweig Schloss Hagerhof, Bad Honnef: „Bad Honnef summt“
An Gymnasium und Realschule Schloss Hagerhof engagieren sich Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 5 bis 9, indem sie einen öffentlichen Bienenweg einrichten, der die Bürger der Stadt an insgesamt zwölf Stationen über das Thema Biodiversität informiert. Die Jury würdigt besonders die geschickte Vernetzung mit unterschiedlichen Kooperationspartnern in der Kommune sowie den dauerhaften Mehrwert, der durch den Bienenweg entsteht.
Parkschule, Essen: „Engagiert im Quartier“
Förderschülerinnen und Förderschüler sind selbst oft auf Hilfe angewiesen. Im Projekt „Engagiert im Quartier“ an der Parkschule Essen sind sie es aber, die andere unterstützen, zum Beispiel in sozialen Einrichtungen und Organisationen. Das Projekt wurde in Kooperation mit der Ehrenamt Agentur Essen e.V. durchgeführt. Die Jury begründete ihre Entscheidung vor allem mit dem emanzipierenden Konzept, durch welches die Schülerinnen und Schüler viel Selbstwirksamkeit erfahren und damit in ihrer Entwicklung gestärkt werden.
Staatliche Berufsschule III Bamberg Business School: „Serviceprojekt E-Mobilität“
Angehende Kaufleute für Büromanagement der Staatlichen Berufsschule III in Bamberg haben gemeinsam mit dem Wohlfahrtsverband und der Universität Bamberg eine Chancen-Risiko-Analyse für die Einführung eines E-Fuhrparks bei der örtlichen Diakonie erstellt. Die Jury würdigt besonders die ungewöhnliche Kooperation zwischen einer staatlichen Schule, einer Universität und einem Wohlfahrtsverband. Auch die Tatsache, dass dafür ein eigenes Fach an der Schule etabliert wurde, nannte sie „bemerkenswert“.
Ursulinenschule (Gymnasium und kooperative Gesamtschule), Fritzlar: „sozialgenial – Persönlichkeit stärken, Engagement fördern“
An der Ursulinenschule Fritzlar engagieren sich alle Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs ein Schuljahr lang für wöchentlich 90 Minuten ehrenamtlich. Am Ende des Schuljahres präsentieren sie ihr Engagement dem nachfolgenden Jahrgang, so dass Projekte ggf. fortgeführt werden können. Die Jury würdigt besonders, dass für das Projekt ein eigenes Unterrichtsfach geschaffen wurde. Lobend erwähnte sie auch die verantwortungsvolle und motivierende Umsetzung.
Zu den Preisträgern in der Kategorie Medien gehören folgende Journalistinnen und Journalisten (in alphabetischer Reihenfolge):
Hannelore Crolly: „Und dann kommt die Pflicht zum Feuerwehrdienst“ (Welt)
Am Beispiel der Freiwilligen Feuerwehr auf der Insel Wangerooge beleuchtet der Text das Problem der Nachwuchsgewinnung bei der Feuerwehr und die daraus resultierenden Überlegungen zu einem Pflicht-Dienst. Die Jury würdigt besonders, dass der Text sich einem „Riesenthema“ widme und deshalb – trotz düsterem Ende – überaus wichtig sei. Auf unprätentiöse und gut recherchierte Art beschreibe die Autorin die Nachwuchsprobleme in diesem traditionellen Ehrenamt und orientiere sich in der Darstellung an der Lebenswirklichkeit der meisten Menschen.
follow me.reports: „Unter Neonazis: Als Journalist auf Volkslehrer-Kundgebung“ (Follow Me Reports / YouTube / Autor: Christoph Kürbel)
In dem YouTube-Video begleitet der Journalist Malcolm Ohanwe den Protagonisten Jonas, der für einen Verein rechtsextreme Demonstrationen wie die des „Volkslehrers“ Nikolai Nerling dokumentiert. Die Jury würdigt besonders die gute mediale Aufbereitung für eine junge Zielgruppe, die den Beitrag besonders wirkungsvoll mache. Auch spreche er mit dem Engagement gegen Rechtsextremismus ein wichtiges Thema an.
Ansbert Kneip: „Rucola ist ein Mittelschichtsalat“ (Spiegel)
Der Autor beschreibt seinen Versuch, sich für den Ruhestand ein Ehrenamt zu suchen, und entscheidet sich schließlich für die Harburger Tafel, wo er zu überraschenden Erkenntnissen kommt. Die Jury würdigt besonders, dass der Beitrag eine neue Perspektive auf ein gesellschaftlich relevantes Thema gebe. Außerdem sei er „wunderbar geschrieben“.
Markus Metz und Georg Seeßlen: „Zivilgesellschaft und Demokratie“ (SWR 2)
Der Radiobeitrag geht der Frage nach, ob die Zivilgesellschaft in Deutschland heute besonders starken Angriffen ausgesetzt ist und was die Folgen für die Demokratie sind. Die Jury würdigt besonders die hochwertige Qualität des gut recherchierten und informativen Hintergrundbeitrags, der zudem einen hohen Anspruch an Zivilgesellschaft und Demokratie hochhalte.
Christoph Piening und Svaantje Schröder: „Aschenberg – Ein Stadtteil gibt nicht auf“ (ZDFzoom)
„Aschenberg“ ist eine fünfteilige Langzeit-Dokumentation über die Bewohnerinnen und Bewohner eines Problemstadtteils von Fulda. Trotz ihres teils schwierigen Alltags engagieren sie sich in der Hausgemeinschaft, im Fußball- oder Karnevalsverein oder nehmen gemeinnützige Angebote in Anspruch. Die Jury würdigt die Reihe als „journalistisches Meisterwerk“ und „unglaublich beeindruckend“ und lobt besonders ihren Milieustudiencharakter.
Christiane Zwick: „Gerechtigkeit üben“ (NDR Info)
40.000 Schöffinnen und Schöffen beschäftigen sich an deutschen Gerichten ehrenamtlich mit Strafsachen. Die Radio-Reportage zeigt, vor welchen Herausforderungen sie stehen und behandelt dabei auch Fragen, die für uns alle relevant sind: Wie erkennt man die Wahrheit? Wie urteilt man gerecht? Die Jury würdigt besonders die Wahl des Themas, das von großer gesellschaftlicher Relevanz sei und sonst zu wenig Aufmerksamkeit bekomme.
In der Kategorie Genossenschaftsbanken fiel die Wahl der Jury auf diese Projekte:
Volksbank Kraichgau eG, Baden-Württemberg: „Fonds-Nachhaltigkeit“
Die Volksbank Kraichgau hat ihren eigenen Fonds zum Thema Nachhaltigkeit aufgelegt und verzichtet dabei auf 25 Prozent ihrer Verwaltungsvergütung. Diese fließen an Kitas und Schulen, aber auch an Natur- und Heimatvereine, um gezielt Nachhaltigkeit in den Alltag zu integrieren, Werte zu vermitteln und Wissen weiterzugeben. Die Jury würdigt besonders, dass das Engagement Teil der Unternehmenskultur sei und sich nicht auf ein Einzelprojekt beschränke. Das Thema Nachhaltigkeit sei zudem gut gewählt, das Konzept eigne sich insgesamt gut zur Nachahmung.
VR Bank Südpfalz eG, Rheinland-Pfalz: „#hilfdeinemverein“
Die VR Bank Südpfalz hat mit einer Spendenkampagne auf ihrem Crowdfunding-Portal #hilfdeinemverein zwischen März und August 2020 rund 450.000 Euro gesammelt, die 88 Vereinen im Geschäftsgebiet der VR Bank zugutekamen, die damit existentielle Einnahmeausfälle kompensieren konnten. Über 15.000 Menschen haben für ihren Verein gespendet. Auf jede erste Spende eines Spenders ab 10 Euro legte die südpfälzische Genossenschaftsbank 10 Euro drauf. Die Jury würdigt besonders die schnelle und unbürokratische Hilfe für notleidende Vereine in der Corona-Pandemie sowie die Dynamik, die das Projekt entwickelt habe.
Bei der Preisverleihung werden allein Mitwirkende vor Ort sein. Pressevertreter und Interessierte können über diesen Link die Veranstaltung live verfolgen: https://youtu.be/GBt6iH76FGM
Die Moderation wird Kerstin Hermes übernehmen.
Das Programm sieht folgendermaßen aus:
11:00 – 11:15 Begrüßung und Einführung in den Förderpreis
11:15 – 11:50 Vorstellung der Anerkennungspreisträger
11:50 – 11:55 Musik von „she plays cello“
11:55 – 12:20 Talkrunde: Was heißt Bürgerengagement in herausfordernden Zeiten?
12:20 – 12:55 Verleihung des Förderpreises an die Hauptpreisträger
12:55 – 13:00 Verabschiedung
Hintergrundinformationen
Förderpreis Aktive Bürgerschaft
Den Förderpreis der Stiftung Aktive Bürgerschaft gibt es seit 1998, er wird alle zwei Jahre verliehen. Der Förderpreis 2021 ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert, er wird in den vier Kategorien „Bürgerstiftungen“, „Genossenschaftsbanken“, „Schulen“ und „Medien“ vergeben. Bewerben konnten sich bundesweit Bürgerstiftungen, welche die „10 Merkmale einer Bürgerstiftung“ des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen erfüllen, gesellschaftlich engagierte Genossenschaftsbanken, die Mitglied im Bundesverband Deutscher Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) sind, Schulen der Sekundarstufen I und II, die das Lehr- und Lernkonzept Service Learning umsetzen, sowie Journalisten, die über bürgerschaftliches Engagement berichtet haben. Weitere Informationen zum Förderpreis sowie zu den Mitgliedern der Jury finden Sie hier: www.aktive-buergerschaft.de/foerderpreis
Stiftung Aktive Bürgerschaft
Die gemeinnützige Stiftung Aktive Bürgerschaft ist das Kompetenzzentrum für Bürgerengagement der Volksbanken Raiffeisenbanken. Sie unterstützt bundesweit die 415 Bürgerstiftungen bei Managementaufgaben, Projekten und der Gewinnung von Stiftern und Aktiven. Mit dem Service-Learning-Programm sozialgenial bietet sie außerdem ihr Know-how bereits über 800 Schulen an, um junge Menschen frühzeitig an ehrenamtliches Engagement heranzuführen. Weitere Informationen: www.aktive-buergerschaft.de
(lg)
31.03.2021