Während eines Pflegepraktikums hat sich die Bad Honnefer Bundestagsabgeordnete den Herausforderungen des Klinikalltags gestellt und verschiedene Stationsteams bei ihrer Arbeit begleitet.
Als Gesundheitspolitikerin und pflegepolitische Sprecherin der FDP-Fraktion versprach sie sich von den Einblicken und Erfahrungen einen hohen Mehrwert für ihre inhaltliche Arbeit in Berlin. Wo gibt es Baustellen, bei denen die Politik Abhilfe schaffen kann? Wo setzt man in der Praxis weitere Akzente, um die Arbeitsbelastung zu reduzieren? Wie ist der Stand der Digitalisierung?
Pünktlich zum Schichtbeginn um 06:00 Uhr begann der Tag für Nicole Westig im Kinderklinikum in St. Augustin. Auf dem Dienstplan standen Einsätze auf der Kinderintensivstation bzw. der Neonatologie, auf der Station K2 sowie in der zentralen Notaufnahme. Nicole Westig fiel neben dem hochprofessionellen Arbeiten am Patienten das hervorragende Zusammenspiel der Teams auf: „Pflegekräfte arbeiten auf Augenhöhe mit den Ärztinnen und Ärzten und alle wissen, wie sehr sie aufeinander angewiesen sind, damit Leben gerettet werden kann.“ Gleiches gilt für die Versorgung im Schockraum der Notaufnahme, der in der Kinderklinik im vergangenen Jahr vergleichsweise oft, nämlich 88mal, in Anspruch genommen wurde. Dort erwartet die Notfallpatienten ein multiprofessionelles Team, das perfekt aufeinander abgestimmt ist.
Westig begrüßt das Vorhaben der Klinik, die zentrale Notaufnahme zu einem integrierten Notfallzentrum auszubauen. „Das wäre ein Gewinn für die Versorgung der kleinen Patientinnen und Patienten in unserer Region“, so die Abgeordnete. Voraussetzung dafür sei jedoch die finanzielle Umsetzbarkeit.
Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz soll es Krankenhäusern ermöglicht werden, in die Digitalisierung zu investieren. In Sankt Augustin sind die entsprechenden Fördermittel beantragt, aber noch nicht geflossen. „Das heißt, hier müssen sich Pflegende noch durch große Papierberge quälen. Dadurch rauben Bürokratie und Dokumentationspflichten ihnen kostbare Zeit“, bestätigt Nicole Westig. Losgelöst von Investitionen in die Digitalisierung erweist es sich in der Pädiatrie als schwierig, überhaupt digitale Lösungen zu finden: „Für die hochkomplexen und unterschiedlichen Ansprüche aus der Kinderheilkunde gibt es kaum einen Markt.“
Doch das größte Problem in der Kinderklinik ist wie in allen anderen Bereichen auch der akute Fachkräftemangel in der Pflege. Auf keiner Station können die Betten vollständig belegt werden und die Dienstplanerstellung erweist sich als große Jongliererei. „Besondere Angst haben wir vor der Zeit ab Herbst, da dann einige Kolleginnen in den Ruhestand gehen“ erfuhr Nicole Westig von Geschäftsführerin Stefanie Wied, die aus diesem Grund gerne mehr Ausbildungsplätze schaffen würde. „Wir waren uns einig, dass es uns gelingen muss, mehr junge Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern“, resümiert Nicole Westig. Die Klinik heißt deshalb Praktikantinnen und Praktikanten jederzeit herzlich willkommen.
Nicole Westig dankt allen, die diese wertvollen Einblicke möglich gemacht haben: „Ich nehme diese Eindrücke mit für meine politische Arbeit in Berlin und hier vor Ort im Rhein-Sieg-Kreis.“
Über die Asklepios Kinderklinik St. Augustin
Die Asklepios Kinderklinik in St. Augustin ist ein Kinderkrankenhaus in Nordrhein-Westfalen und das einzige im Rhein-Sieg-Kreis. Die Klinik verfügt über 206 Betten, die von mehr als 850 Mitarbeitern aus 15 Fachabteilungen betreut werden. Seit dem Jahr 2019 war das Krankenhaus von der Schließung bedroht, was der Bedarfsnotwendigkeit im Rhein-Sieg-Kreis entgegenstand. Seit März diesen Jahres sind die Schließungspläne allerdings glücklicherweise vom Tisch.
Nicole Westig, MdB
Pflegepolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion
10.08.2022