Passt das? Kommen wir da durch? Diese Fragen stellt sich die Freiwillige Feuerwehr Stadt Bad Honnef bei immer mehr Einsatzfahrten. Mit den steigenden Herausforderungen und zunehmenden Aufgaben sind in den vergangenen Jahren auch die Einsatzfahrzeuge gewachsen. Länger und breiter geworden sind auch alle anderen Fahrzeuge im Straßenverkehr, die zum Teil die in den vergangenen Jahrzehnten eingerichteten Parkstreifen und Parkbuchten im Stadtgebiet deutlich überragen.
Das sorgt bei Einsatzfahrten der Feuerwehr zunehmend für Probleme, hat Wehrleiter Frank Brodeßer an Bürgermeister Otto Neuhoff gemeldet. Um das Problem aus nächster Nähe zu erleben, hat Bürgermeister Otto Neuhoff nun gemeinsam mit dem Stellvertretenden Wehrleiter Thomas Weiß Platz in einem Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 genommen – mit 18 Tonnen Gesamtgewicht, einer Breite von 2,55 Metern und einer Länge einschließlich Schlauchhaspel von 8,55 Metern handelt es sich um ein übliches Einsatzfahrzeug. Der Gerätewagen Logistik, das neue Tanklöschfahrzeug 3000 oder die über 10,10 Meter lange Drehleiter überragen das Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 zum Teil deutlich.
„An jeder engen Stelle verlieren wir wertvolle Sekunden, die im Einsatz – und das erleben wir immer wieder in der Praxis – ganz konkret über Menschenleben entscheiden können“, erklärt Wehrleiter Frank Brodeßer das Problem von Engstellen auf Einsatzfahrten. Der gern gestellten Frage, ob die Feuerwehr nicht einfach Falschparker wegrammen könnte, erteilt der Wehrleiter eine klare Absage: „Engstellen kommen oft überraschend und die Frage der Angemessenheit und Verhältnismäßigkeit lässt sich nicht binnen einer Sekunde sicher beantworten. Es wäre auch gefährlich und nicht zuletzt wollen wir mit dem Einsatzfahrzeug ja auch am Einsatzort ankommen.“
Selbst ohne Einsatz ist das manchmal schwer, wie Bürgermeister Otto Neuhoff miterleben durfte, als das Fahrzeug an zwei geparkten Pkw vorbeifahren wollte: „Beide Autos sind eigentlich zu breit für den Parkstreifen. Der eine lässt die Durchfahrt frei, parkt dafür aber auf dem Gehweg. Der andere lässt den Gehweg frei, blockiert damit aber die Durchfahrt – es ist ein Dilemma, denn eigentlich kann hier keiner der beiden Pkw parken, weil die beiden SUV einfach zu groß für die Stadt sind.“
Auch an Baustellen oder im Bereich von alternierend aufgestellten Baken, die den Verkehr beruhigen sollen, wird es im Begegnungsverkehr und bei geparkten Pkw für die großen Einsatzfahrzeuge eng, beschreibt Neuhoff: „Wenn man sieht, wie die Fahrerinnen und Fahrer diese Fahrzeuge allein mit Spiegeln zwischen Autos, Baken, Bordsteinen und Hauswänden hindurchmanövrieren, lässt sich der Leistungsdruck nur erahnen, wenn man das alles während eines Einsatzes mit Blaulicht, Martinshorn und möglichst schnell leisten soll. Das ist eine enorme Leistung und es ist gut und wichtig, dass die Feuerwehr das immer wieder trainiert. Gleichzeitig müssen wir als Stadt dafür Sorge tragen, dass wir keine zusätzlichen Engstellen schaffen oder dort, wo uns die Feuerwehr Engstellen meldet, diese im Rahmen der Möglichkeiten reduzieren.“ Häuser könne man freilich nicht versetzen, dafür aber Parkstreifen verkürzen oder auch Schilder versetzen, um das Einbiegen der Einsatzfahrzeuge in enge Straßen zu ermöglichen, betont Neuhoff: „Ein wegfallender Parkplatz in einer Straße mag zwar unpopulär klingen, hier aber im entscheidenden Moment wertvolle Sekunden einsparen und dadurch Menschenleben schützen. Der Perspektivwechsel durch die Mitfahrt hat das mehr als deutlich gezeigt.“
Die regelmäßigen Befahrungen von Engstellen im Stadtgebiet sollen nun mit den großen Einsatzfahrzeugen intensiviert werden, kündigen Freiwillige Feuerwehr und Stadt an. Für Einsätze in engen Gassen im Bereich Selhof setzt die Feuerwehr bereits seit dem Jahr 2016 auf ein sogenanntes Vorauslöschfahrzeug (VLF): Das 6,45 Meter lange und 2,2 Meter Breite Fahrzeug ist in etwa so groß wie ein Zustellfahrzeug von Paketdiensten, sehr kompakt gebaut und für den Erstangriff in der Brandbekämpfung und Technischen Hilfeleistungen ausgestattet, sagt Wehrleiter Frank Brodeßer: „Im Inneren ist es maximal eng, die mitgeführte Wassermenge reicht auch nur für einen Erstangriff. Das Fahrzeug hat also deutliche Grenzen und wir werden um große und womöglich noch größere Löschfahrzeuge, die dem wachsenden Aufgabenspektrum gerecht und von Herstellern gerade entwickelt werden werden, nicht herumkommen.“
Quelle: Stadt Bad Honnef – Thomas Heinemann
19.10.2024