Seit 1948 trifft sich die Rhöndorfer „Jugend“ am zweiten Weihnachtsfeiertag, um die fußballerische Vorherrschaft im Dorf zu klären. So trafen sich auch zur 76. Auflage des Rhöndorfer Fußballspiels Oberdorf gegen Unterdorf zahlreiche Spieler auf dem Sportplatz am Haus Rheinfrieden bei strahlendem Sonnenschein und nicht zu kaltem Winterwetter. Die Oberdörfer, auch bekannt als Drachenfelser Bergvolk, traten in weißen Trikots an, während die Unterdörfer, die Muschelsucher, traditionell in Schwarz spielten.
Schiedsrichter Bernd Baumgarten erklärte routiniert die Rhöndorfer Regeln (RRW): Die Rhöndorfer Straße bildet die Grenze zwischen den beiden Stadtteilen. Die Mannschaftszugehörigkeit ist von Geburt an festgelegt – je nachdem, wo die Wiege stand. Wechsel sind kategorisch ausgeschlossen. Fouls werden mit einem Schnaps für die beteiligten Kontrahenten bestraft. Die Spieldauer liegt im Ermessen des Schiedsrichters. Böse Zungen behaupten, dass diese Handhabung manchmal sehr ergebnisorientiert ist.
Die Spielführer Patric Baumgarten (zum 38. Mal dabei) aus dem Oberdorf und Christoph Käufer aus dem Unterdorf bemühten sich wie jedes Jahr, viele Spieler zusammenzubringen, um der Tradition gerecht zu werden.
Um 11:15 Uhr ging es los, und auch die Gäste, die inzwischen mit Bier, Sekt und dem einen oder anderen Schnaps versorgt waren, kamen schnell in Stimmung. Erstmals waren auch drei Generationen von Muschelsuchern auf dem Spielfeld vertreten: Die Familie Käufer – Peter („Ich bleib nur die ersten Minuten“ – spielte dann aber die komplette Zeit durch), Christoph und der sechsjährige Ben. Auch Louis (8 Jahre) aus dem Bergvolk konnte die komplette Zeit perfekt mithalten und freute sich später über den Sieg.
Zur Halbzeit stand es 3:1 für das Bergvolk. Beim Schlusspfiff, trotz harter Zweikämpfe und diverser Fouls, stand es 5:2 für das Bergvolk.
Über die Jahrzehnte betrachtet, ist die Bilanz fast ausgeglichen, mit Siegesserien in den 80er und 90er Jahren für das Unterdorf und der anhaltenden Dominanz des Oberdorfs in den 2000er Jahren. Aber so genau weiß man das nicht…
Trotz aller Rivalität ist man gemeinsam stolz auf 76 Jahre ungewöhnliches Brauchtum. Auch diese freie Tradition kommt nicht ohne die Unterstützung des Gastgebers Haus Rheinfrieden aus, wofür die Teams aus Ober- und Unterdorf sehr dankbar sind.
Anschließend ging es traditionell zur 3. Halbzeit ins Alte Fährhaus. In „Beckers Wohnzimmer“ bei Volker und Petra Becker, mit traditionellem Stiefeltrinken, Spielanalyse und gemütlichem Beisammensein, klang der Tag aus.
Hier einige Impressionen vom Spiel ..
(eb) Fotos:© Thomas Scheben
27.12.2024