Am 1. April 2024 ist das umstrittene Cannabisgesetz in Kraft getreten. Seitdem sind der Besitz und Anbau von Cannabis für Erwachsene in Deutschland unter bestimmten Bedingungen legal.
Die Stadt Bad Honnef legt daher großen Wert auf Prävention, Aufklärung und Beratung. Gemeinsam mit Dr. Ulf Thiemann, Chefarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie der LVR-Klinik Bonn, und dem Königswinterer Jugendcoach Simon Batta fand am 22. Januar im Rathaus eine Informationsveranstaltung für Fachkräfte der Jugendhilfe, Eltern und Interessierte unter dem Titel „Cannabis – kurzer Kick mit Folgen“ statt.
„Die gesetzliche Teillegalisierung von Cannabis hat mich irritiert“, erklärt Holger Heuser, Erster Beigeordneter der Stadt Bad Honnef. „Umso wichtiger ist es, über die möglichen Folgen des Cannabiskonsums, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, aufzuklären.“ Kritiker der Teillegalisierung verweisen insbesondere auf die gesundheitlichen Risiken, die mit dem Konsum von Cannabis verbunden sind. Studien zufolge hat regelmäßiger Cannabiskonsum insbesondere für Jugendliche gravierende Folgen. Die medizinischen Risiken reichen von kognitiven Beeinträchtigungen über psychische Erkrankungen bis hin zu chronischen Atemwegserkrankungen.
„Der Konsum von Cannabis führt zu Störungen, die sich auf das Lern- und Sozialverhalten und sogar auf die gesamte Lebenswelt der Jugendlichen auswirken können“, fasst Andrea Fuchs, Leiterin des Jugendamtes, die Risiken des Cannabiskonsums zusammen. „Wir befürchten, dass die Teillegalisierung von Cannabis zu einem Anstieg der Fallzahlen führen wird. Jeder reagiert anders und eine Prognose ist nicht möglich. Manche Konsumenten entwickeln schwere psychotische Zustände, andere haben Selbstmordgedanken. Die Folgen für die Betroffenen, für die Gesellschaft und die Volkswirtschaft sind in diesen Fällen enorm.“
Das bestätigte der Referent Dr. Ulf Thiemann. Er berät Jugendliche und ihre Familien bei psychischen Problemen. Dazu gehören neben emotionalen und/oder depressiven Problemen auch Suchterkrankungen. „Wir Kinder- und Jugendärzte haben das Gesetzgebungsverfahren kritisch begleitet. Aus medizinischer Sicht birgt die Legalisierung von Cannabis mehr Risiken als Chancen“, warnt der Facharzt vor körperlichen und seelischen Störungen durch Cannabiskonsum.
Von seinen eigenen Suchterfahrungen berichtete Simon Batta, der einen Ausweg gefunden hat und heute als Jugendcoach und Gründer eines Jugendhilfetrainings Jugendliche und ihre Familien sowie Fachkräfte der Jugendhilfe unterstützt und berät. „Es ist enorm wichtig, den jungen Menschen unvoreingenommen zu begegnen, ihnen eine Chance zu geben, sie anzunehmen, zu verstehen und zu akzeptieren“, betont der 32-Jährige. In seiner Einrichtung gibt er den Jugendlichen einen Raum, hört ihnen zu, ohne sie zu bewerten. „Emotionen, Bindung und Vertrauen, das sind die entscheidenden Werkzeuge, um den jungen Menschen zurück ins Leben zu helfen.“
Mit vielfältigen Beratungsangeboten und Aufklärungskampagnen, unter anderem an Schulen, setze die Stadt Bad Honnef verstärkt auf Prävention, betont Holger Heuser: „Wir tun alles, damit es nicht noch mehr Betroffene gibt und die bereits Betroffenen in die richtigen Bahnen gelenkt werden, damit der Konsum von Cannabis möglichst wenig Schaden anrichtet.“
Quelle: Stadt Bad Honnef — Silke Florijn
30.01.2025