Nachgefragt !! — 11 Jahre Bürgermeister in Bad Honnef – Otto Neuhoff im Gespräch – Teil 2


Vier Wochen vor der Bürgermeisterwahl hat AusBadHonnef.de  dem scheidenden Stadtoberhaupt Otto Neuhoff 30 Fragen zu seiner Amtszeit gestellt. Heute erscheint Teil 2 der Interviewreihe mit den nächsten zehn Fragen und Antworten – ein Rückblick auf ein Jahrzehnt kommunalpolitischer Verantwortung, Herausforderungen und Entwicklungen.

Otto Neuhoff, seit 2014 Bürgermeister von Bad Honnef, spricht offen über seine Erfahrungen, Entscheidungen und persönliche Eindrücke. Die Fragen reichen von großen Infrastrukturprojekten über die Digitalisierung der Verwaltung bis hin zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das städtische Leben.


11.) **Wie hat sich Ihre Sicht auf Politik und Verwaltung in diesen zehn Jahren verändert?**

Verwaltung und Politik hängen viel mehr voneinander ab als man so auf den ersten Blick vermuten kann. Eine zerstrittene Politik keilt auch gerne in Richtung Verwaltung aus und das färbt auf eine Verwaltung durch, hemmt die Motivation und gibt die Legitimation ein bisschen Fuß vom Gas zu nehmen so nach dem Motto „ob die Entscheidung hält, weiß doch sowieso keiner“ oder „wenn man so mit mir umgeht …“. Da hilft auch kein Spruch wie „die werden doch dafür bezahlt“. Das kann im Zeitalter des Fachkräftemangels üble Folgen haben. Gerade die leistungsorientierten Kollegen wollen den Erfolg ihrer Arbeit sehen und auch so behandelt werden. Die Gemeindeordnung hat zu Recht die Politik als Teil der Verwaltung definiert, der Rat ist also kein Parlament, das über der Verwaltung steht.


12.) **Gab es Momente, in denen Sie ans Aufgeben gedacht haben? Was hat Sie davon abgehalten?**

Ja, im Zusammenhang mit der Wahl 2020. Die Entscheidung noch einmal anzutreten, war ein Ergebnis sorgfältiger Abwägung zwischen dem Ehrgeiz, die begonnenen Großprojekte in der Umsetzung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts zu Ende bzw. soweit zu bringen, dass sie „safe“ für die Vollendung sind und auf der anderen Seite den doch erheblichen Auswirkungen auf mein Privatleben. Am Ende hat der Ehrgeiz obsiegt, weil meine Frau Gerlinde das mitgetragen und mich immer mit Rat und Tat unterstützt hat.


13.) **Wie haben Sie die Balance zwischen Beruf und Privatleben gehalten – oder war das kaum möglich?**

Das ist tatsächlich schwierig, den Punkt der Wahrnehmung von Balance habe ich jedenfalls mächtig in Richtung Amt verschieben müssen. Dabei hat sicher geholfen, dass meine Frau auch in hohem Umfang politisch als Grüne im Kreistag als stellvertretende Fraktionsvorsitzende aktiv ist und zusätzlich mit ihren vielen Ehrenämtern bei der Tafel Bad Honnef, der „Help Force Honnef“ oder auch der Energiegenossenschaft Siebengebirge ebenfalls einen hohen zeitlichen Einsatz geleistet hat und es thematisch auch viele Berührungspunkte gegeben hat.


14.) **Was war Ihre größte persönliche Herausforderung im Amt ?**

Wie oben bei der dritten Frage bereits ausgeführt, die zerstrittene Politik wieder kooperationsfähig zu machen und die Arbeitsfähigkeit der Verwaltung, gerade was die Umsetzung komplexer Projekte angeht, zu entwickeln.

Vor allem die erste der beiden großen Flüchtlingskrisen war eine große Herausforderung, weil wir noch nicht die Strukturen und Konzepte hatten, über die wir heute verfügen. Wir mussten also viel improvisieren. In den Bürgerversammlungen gab es auch von Einzelnen den Versuch, gezielt eine migrantenfeindliche Stimmung zu erzeugen. Davon haben sich die Bad Honnefer Gott sei Dank nicht anstecken lassen. Ich gehe davon aus, dass das auch jetzt so bleiben wird. Die Unterstützung unserer Bürger war jedenfalls überragend, darum beneiden mich meine Bürgermeisterkollegen regelmäßig.

Persönlich hat die Herausforderung vor allem darin bestanden, mit den doch sehr beschränkten Mitteln, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen zusammen, trotzdem die nötigen Ergebnisse für die Entwicklung der Stadt zu erreichen und dabei sorgfältig abzuwägen, wie die tatsächlichen Möglichkeiten tragen können und sich nicht von den ersten Widerständen und Einwänden entmutigen zu lassen.


15.) **Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben – und hat er sich über die Jahre verändert?**

Idealerweise führt jede Diskussion am Ende zu einer Handlung, ich würde mich in der Weise als „zielorientiert“ beschreiben. Das ist nicht bei allen zu jeder Zeit anschlussfähig. Meine Kollegen würden sich wahrscheinlich auf Begriffe wie „entscheidungsfreudig“ und „ambitioniert“ einigen können. Ein weiterer wichtiger Begriff ist „komplementär“. Ich verlasse mich auf die Fachlichkeit meiner Kollegen und unterstütze da, wo die Organisation (noch) nicht über die nötige Erfahrung oder Kontakte verfügt.

Ja, zwangsläufig, hat er sich verändert. Z.B. die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Klima und das Verhalten bei den Kollegen verbunden mit den hohen Personalausfällen und nicht besetzten Stellen hat eine erhebliche Umstellung mit sich gebracht und mich an den Rand meiner Möglichkeiten gebracht.


16.) **Welche Rolle spielte die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat für Ihre Arbeit?**

Das ist natürlich von höchster Bedeutung. Für alle Entscheidungen braucht man Mehrheiten. Meine Strategie ist immer gewesen in alle Richtungen gesprächsfähig zu bleiben, also auch die Beziehungsebene regelmäßig zu pflegen, Workshops zu Strategie und Haushalt anzubieten und Gesprächsangebote zu machen. Davon haben die Fraktionen in unterschiedlichem Ausmaß Gebrauch gemacht. Insgesamt ist natürlich die Parteiunabhängigkeit von Vorteil gewesen.


17.) **Was war Ihr Verhältnis zur lokalen Presse – eher kritisch oder konstruktiv?**

Ganz überwiegend habe ich die Zusammenarbeit als konstruktiv erlebt. Wir haben versucht, zeitnah und informativ zu antworten sowie proaktiv Informationsangebote zu machen. Die Medien leiden ja auch unter ihren zunehmend begrenzten Ressourcen, weil viele sich keine fundierten Informationsquellen mehr leisten können oder wollen.


18.) **Wie haben Sie die Jugend in Bad Honnef erlebt – und was wünschen Sie ihr für die Zukunft?**

Tatsächlich als sehr interessiert, ich habe ja regelmäßig Schulklassen bei mir im Rathaus gehabt und mit den Schülern über die Stadt diskutiert oder auch Projekte begleitet, wie z.B. das Thema der Aberkennung der Ehrenbürgerschaft von Adolf Hitler durch einen Kurs des Siebengebirgsgymnasiums, das Kinder- und Jugendforum oder auch Klimaprojekte.


19.) **Gibt es einen Ort in Bad Honnef, der für Sie eine besondere Bedeutung hat?**

Da gibt es einige: Die Insel Grafenwerth zum Beispiel, wo ich jahrzehntelang mit Begeisterung gekickt habe oder auch das Siebengebirge: der Große Breiberg  oder auch der Leyberg haben eine tolle Aussicht und Atmosphäre, um zur Ruhe zu kommen.


20.) **Wenn Sie einen Satz an die Bürgerinnen und Bürger richten könnten – was würden Sie sagen?**

„Stadt, das sind wir alle!“


Otto Neuhoff beim Rhöndorfer Weihnachtsmarkt 2016 — Foto©Thomas Scheben

Otto Neuhoff ist der amtierende Bürgermeister der Stadt Bad Honnef in Nordrhein-Westfalen. Er wurde erstmals 2014 gewählt und 2020 mit 55,95 % der Stimmen direkt im ersten Wahlgang für eine weitere Amtszeit bestätigt. Anfang 2026 erklärte er, dass er nicht erneut für das Amt des Bürgermeisters kandidieren werde. Neuhoff ist parteilos, wurde aber von CDU, FDP und dem Bürgerblock unterstützt.

Hintergrund und Karriere

Geboren: 11. Mai 1959 in Bad Honnef
Ausbildung: Jurastudium an der Universität Bonn, Referendariat am Landgericht Wuppertal
Beruflicher Werdegang: Führungspositionen bei der Deutschen Bundespost, Postbank und Deutschen Telekom, u. a. als Geschäftsführer und Bereichsleiter
Privat: Verheiratet, drei Kinder, zwei Enkel; spielt in der Band „Bäd Honnef“ und war Tischtennisspieler

Politisches Engagement

Neuhoff setzt sich für nachhaltige Stadtentwicklung, Sicherheitspartnerschaften und interkommunale Zusammenarbeit ein. Zuletzt äußerte er sich deutlich gegen Gewalt und Vandalismus im politischen Raum, nachdem ein CDU-Büro in Bad Honnef beschädigt wurde.

 


Falls sie den 1. Teil verpasst haben, können sie ihn HIER nachlesen

Teil 3. mit den letzten zehn Fragen folgt in Kürze.