 
Nach über elf Jahren als Bürgermeister von Bad Honnef verabschiedet sich Otto Neuhoff heute (31.10.25) offiziell von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rathaus. Der Freitag markiert seinen letzten regulären Arbeitstag, bevor am kommenden Montag sein Nachfolger Philipp Herzog (CDU) das Amt übernimmt.
Abschied in vertrauter Runde
In einer internen Abschiedsveranstaltung im Rathaus kamen zahlreiche Kolleginnen und Kollegen zusammen, um Otto Neuhoff persönlich Lebewohl zu sagen. Die Stimmung war geprägt von Dankbarkeit, Wertschätzung und einem Hauch Wehmut. Viele Mitarbeitende nutzten die Gelegenheit, sich für die langjährige Zusammenarbeit zu bedanken und Erinnerungen auszutauschen.
„Ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben – und dankbar für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde“, sagte Neuhoff in seiner kurzen Ansprache. Er betonte, wie wichtig ihm das Miteinander im Rathaus stets gewesen sei und lobte das Engagement der Verwaltung für die Stadt.
Rückblick auf eine prägende Amtszeit
Otto Neuhoff trat sein Amt im Jahr 2014 an und war über elf Jahre lang das Gesicht der Stadtverwaltung. In dieser Zeit setzte er sich unter anderem für nachhaltige Stadtentwicklung, Sicherheitspartnerschaften und eine moderne Verwaltung ein. Unter seiner Führung wurde Bad Honnef mehrfach für innovative Projekte ausgezeichnet – darunter das Netzwerk „Bad Honnef lernt Nachhaltigkeit“, das einen UNESCO-Preis erhielt.
Besonderes Augenmerk legte Neuhoff auf den Klimaschutz und die Mobilitätswende: So wurden in seiner Amtszeit zahlreiche Maßnahmen zur Reduzierung von CO₂-Emissionen angestoßen, darunter die Förderung von Radverkehr, die Umstellung kommunaler Fuhrparks auf E-Mobilität und die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs. Auch die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude und die Unterstützung lokaler Klimainitiativen gehörten zu seinen zentralen Anliegen.
Blick nach vorn
Mit dem heutigen Tag endet eine Ära im Rathaus. Am Montag übernimmt Philipp Herzog, der bei der Kommunalwahl 2025 im ersten Wahlgang die Mehrheit der Stimmen erhielt. Der gebürtige Honnefer und CDU-Politiker kündigte bereits an, die Verwaltung zu modernisieren und neue Impulse für die Stadtentwicklung zu setzen.
Für die Mitarbeitenden im Rathaus beginnt damit ein neues Kapitel – mit frischen Ideen und einem neuen Führungsstil, aber auch mit dem Wissen, dass die vergangenen Jahre unter Otto Neuhoff eine stabile und engagierte Grundlage geschaffen haben.
„Im Rahmen eines früheren Interviews mit AusBadHonnef.de beantwortete Otto Neuhoff 30 Fragen – hier sind sie erneut aufgelistet.“
Otto Neuhoff, seit 2014 Bürgermeister von Bad Honnef, spricht offen über seine Erfahrungen, Entscheidungen und persönliche Eindrücke. Die Fragen reichen von großen Infrastrukturprojekten über die Digitalisierung der Verwaltung bis hin zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das städtische Leben.
2014 sind sie von der Bevölkerung als Parteiloser Bürgermeister von Bad Honnef gewählt worden ..
a1 **.Was war damals ihr erster Gedanke als sie gehört haben das sie die Wahl gewonnen haben ?**
Das weiß ich gar nicht mehr so genau, ich erinnere mich an den unbeschreiblichen Jubel um mich herum bei meinen Unterstützern nach der ersten Auszählung eines Wahlbezirks, da war eigentlich klar, dass der Drops gelutscht war. Es war der Lohn für eine tolle Gemeinschaftsleistung im Wahlkampfteam, da war richtig Zug drin, jeden Sonntag morgen bei mir zuhause, Teamsitzung mit den drei unterstützenden Parteien B90/Die Grünen, Bürgerblock und der FDP. Das war Energie und Aufbruchstimmung: Wir rocken das … eine tolle Erinnerung.
Seitdem sind rund 11 Jahre vergangen und sie beenden auf eigenen Wunsch bald ihre 2. Amtszeit ..
1.) **Was war für Sie persönlich der schönste Moment in Ihrer Amtszeit?**
Es gab so viele schöne Momente, da ist es schwer auszuwählen. Immer dann, wenn ich Menschen aus einer schweren persönlichen Bedrängnis helfen konnte, war das sehr berührend, oder auch das Konzert mit Joan Baez auf der Insel Grafenwerth, ein tolles Ereignis. Eine bereichernde Erfahrung war auch die Entstehung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepte mit Bürgern, Politik und Verwaltung ein Kraftakt. Das ist bis heute die Basis für Entwicklung der Stadt: Die Verlegung des Bahnhofs, die Innenstadtprojekte, die Sanierung der Sportanlagen insbesondere des Sportzentrums oder auch der Insel sind nur so möglich geworden. Wenn man bedenkt wieviel öffentliches und privates Geld in die Stadt geflossen ist und jetzt noch fließen wird, dann zeugt das von der Zukunftsfähigkeit unserer Stadt.
2.) **Gab es eine Situation, die Sie besonders erschüttert oder herausgefordert hat?**
Ja, natürlich die beiden Flüchtlingswellen, die wir erlebt haben, ich war dabei, wie die Menschen mit Nichts hier ankommen und wir hatten große Not gerade 2015 alle unterbringen zu können. Das hat mich erschüttert und phasenweise schlecht schlafen lassen
3.) ** Wenn Sie auf Ihre Arbeit zurückblicken worauf sind sie am meisten stolz? **
Ich konnte etwas dazu beitragen, dass die Fraktionen im Rat wieder kooperieren. Der Umgang miteinander war vorher nach meiner Beobachtung ein ziemliches Desaster. Das hat sich dann auch in den Ergebnissen widergespiegelt. Und auch die Arbeitsfähigkeit der Verwaltung hat sich in meiner Zeit wesentlich verbessert, Projekt-Management und Personalentwicklung haben dazu beigetragen, dass wir wieder handlungsfähig geworden sind. Das Führungsteam ist zusammengewachsen und hat einige beeindruckende Ergebnisse erzielt. Das Haushaltssanierungsprojekt war der Startpunkt von vielen herausragenden Ergebnissen, das hat die Verwaltung zusammengeschweißt und ihr wieder Selbstvertrauen gegeben. Das war die Basis …
Die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit insgesamt machen mich stolz. Im Bereich der Wirtschaftsförderung haben wir herausragende Erfolge erzielt, der Leuchtturm dabei ist sicher, dass die Weltfirma Wirtgen jetzt am Dachsberg auch in Bad Honnef ansässig ist und mit hochqualifizierten Arbeitsplätzen und auch den Gewerbesteuern einen erheblichen Beitrag zum Wohlstand in der Stadt beiträgt. Die Zusammenarbeit mit den Gebrüdern Wirtgen und ihrem Team aber auch mit unserem Projektteam unter der Leitung von Johanna Liel, das war schon inspirierend, genauso wie das Projekt zur Realisierung der neuen Passage in die Innenstadt, mit etlichen Eigentümern, die unter einen Hut gebracht werden mußten, eine schöne Gemeinschaftsleistung, die jetzt Früchte trägt. Da haben mir viele vorher abgeraten, weil mehrere Versuche in der Vergangenheit gescheitert seien.
4.) **Welche Entscheidung war für Sie die schwierigste – und warum?**
Da waren viele sehr schwierige Phasen mit schwierigen Entscheidungen, wie z.B. in der Flüchtlingskrise. Aber abgesehen davon, ist mir die Entscheidung für die Sporthalle in Aegidienberg in guter Erinnerung geblieben. Da standen 500.000 T€ von Josef Bellinghausen auf dem Spiel und die Zeit lief ab, Ende 2017 – das war 2008 die Bedingung des Erblassers musste die Halle stehen. Mein Ehrgeiz war es, die große Halle zu realisieren, das war aber riskant. Mithilfe einer funktionalen Ausschreibung und eines hochprofessionellen Generalunternehmers hat das nach erheblichen Schwierigkeiten auch in der Entscheidungsfindungndoch noch geklappt. Die bewegende Einweihung am 1. Dezember ist bei mir in guter Erinnerung, das war wichtig für Aegidienberg!
5.) **Wie hat sich Bad Honnef in den letzten zehn Jahren verändert – und was war Ihr Beitrag dazu?**
Bad Honnef hat wieder eine Orientierung, eine Strategie für die Zukunft, das ist in der politischen Debatte immer wieder mein Anspruch gewesen, die Zukunftsfragen in den Mittelpunkt zu stellen und sich nicht im Kleinen zu verzetteln. Das hat sich gelohnt, die Ergebnisse werden die nächsten 10, 20 Jahre und darüber hinaus die Stadt prägen. Die Grundlagen für die Zukunft der Stadt haben sich massiv verbessert, wir wissen wovon wir leben wollen und das Denken hat sich verändert, die Honnefer Kirchturmperspektive ist erweitert worden, das Bewusstsein für die Bedeutung der regionalen Einbindung gewachsen.
Darüber hinaus hat sich mE das Bewusstsein in der Bürgerschaft verschoben. Der Gemeinschaftsgeist hat sich sehr positiv entwickelt. Das kann man mit Zahlen belegen: Zu Beginn meiner Amtszeit waren rund 100 Bürger bei uns als Ehrenamtliche Helfer in der Flüchtlingsintegration registriert, jetzt sind es über 500 Bürger, die nicht nur in der Integrationsarbeit, sondern auch im Projekt „Gemeinsam statt einsam“ unterwegs sind oder auch in den Klima-Initiativen oder die Schulung von Senioren bei der Nutzung von Tablets oder Smartphones. Darum beneiden mich viele meiner Kollegen. Ich bin sicher, dass die Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements noch weiter steigen wird. Die Bürgerstiftung hat sich enorm entwickelt in den letzten Jahren … „Stadt, das sind wir alle!“
Das kann man auch bei der Entwicklung des kulturellen Angebots sehen: Die vielen neuen Formate „Hautnah im Kleinkunstkeller“, Musik im Veedel, Musik im Pavillon, zuletzt auch Kurhaus „Live“ neben dem Kulturring, der Johannes-Wasmuth-Gesellschaft und, und, und …
6.) **Gab es ein Projekt, das Ihnen besonders am Herzen lag, aber nicht umgesetzt werden konnte?**
Ich hätte gerne den Neubau des Gemeindezentrums hinter der katholischen Kirche realisiert und auch der Kreisel am Freyberg ist nicht so weit, wie er eigentlich geplant war …
7.) **Wie würden Sie den „Geist“ oder das Lebensgefühl von Bad Honnef beschreiben?**
„Lebensfreude verbürgt“ oder auch in der Krise „Solidarität verbürgt“ treffen es schon ziemlich gut …
8.) **Was haben Sie aus Ihrer Zeit als Bürgermeister über Menschen und Führung gelernt?**
Politische Führung ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die nicht nur von der Kraft der Argumente abhängt. Die Prozesse bis zur Entscheidung sind kommunikativ viel aufwändiger als in einem Unternehmen und von vielen Widersprüchen geprägt. Geduld und Entschlossenheit sind zu balancieren. Mit etwas Humor kann diesen Prozess auch mit dem Verdauungsvorgang eines Wiederkäuers vergleichen, da sind mindestens vier Mägen beteiligt. Und wenn alle zugestimmt haben, dann heißt das nicht, dass alle dann in der Folge dazu stehen. Man sollte also öfter in den Rückspiegel schauen, ob noch jemand folgt.
9.) **Welche Begegnung mit Bürgerinnen und Bürgern ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?**
Sehr, sehr viele Begegnungen, die Begegnung mit unseren Bürgern war mir immer wichtig, gerade bei den repräsentativen Termin habe ich viele Anregungen und positive Resonanz bekommen. Ich erinnere mich aber auch an mehrere Gespräch mit weinenden Eltern in der Anfangsphase. Da hatten wir kein weiterführendes Schulangebot für Schüler mit Hauptschulempfehlung. Das bedeutete für einige sehr weite Anfahrten zu Schule. Der Vertrag mit dem Erzbistum Köln war deswegen ein Meilenstein für mich in der Bildungslandschaft. Da bin ich heute noch stolz und dankbar, dass wir das gemeinsam mit dem Erzbistum hinbekommen haben.
10.) **Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger oder Ihrer Nachfolgerin für die kommenden Jahre?**
Dass er oder sie- gerade auch in der Einführungsphase – mindestens die Unterstützung bekommt, wie ich sie in den letzten Jahren genießen konnte. Alleine ist das Amt nicht erfolgreich zu gestalten, Kooperation ist das Entscheidende. Dazu gehört, dass der neue Stadtrat weiter grundsätzlich an der beschlossenen Strategie und der ihrer Umsetzung festhält. Darüber hinaus Mut und gute Nerven, wenn man etwas Relevantes tut, gehört die Kakophonie (nicht nur im Netz) zwangsläufig dazu.
11.) **Wie hat sich Ihre Sicht auf Politik und Verwaltung in diesen zehn Jahren verändert?**
Verwaltung und Politik hängen viel mehr voneinander ab als man so auf den ersten Blick vermuten kann. Eine zerstrittene Politik keilt auch gerne in Richtung Verwaltung aus und das färbt auf eine Verwaltung durch, hemmt die Motivation und gibt die Legitimation ein bisschen Fuß vom Gas zu nehmen so nach dem Motto „ob die Entscheidung hält, weiß doch sowieso keiner“ oder „wenn man so mit mir umgeht …“. Da hilft auch kein Spruch wie „die werden doch dafür bezahlt“. Das kann im Zeitalter des Fachkräftemangels üble Folgen haben. Gerade die leistungsorientierten Kollegen wollen den Erfolg ihrer Arbeit sehen und auch so behandelt werden. Die Gemeindeordnung hat zu Recht die Politik als Teil der Verwaltung definiert, der Rat ist also kein Parlament, das über der Verwaltung steht.
12.) **Gab es Momente, in denen Sie ans Aufgeben gedacht haben? Was hat Sie davon abgehalten?**
Ja, im Zusammenhang mit der Wahl 2020. Die Entscheidung noch einmal anzutreten, war ein Ergebnis sorgfältiger Abwägung zwischen dem Ehrgeiz, die begonnenen Großprojekte in der Umsetzung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts zu Ende bzw. soweit zu bringen, dass sie „safe“ für die Vollendung sind und auf der anderen Seite den doch erheblichen Auswirkungen auf mein Privatleben. Am Ende hat der Ehrgeiz obsiegt, weil meine Frau Gerlinde das mitgetragen und mich immer mit Rat und Tat unterstützt hat.
13.) **Wie haben Sie die Balance zwischen Beruf und Privatleben gehalten – oder war das kaum möglich?**
Das ist tatsächlich schwierig, den Punkt der Wahrnehmung von Balance habe ich jedenfalls mächtig in Richtung Amt verschieben müssen. Dabei hat sicher geholfen, dass meine Frau auch in hohem Umfang politisch als Grüne im Kreistag als stellvertretende Fraktionsvorsitzende aktiv ist und zusätzlich mit ihren vielen Ehrenämtern bei der Tafel Bad Honnef, der „Help Force Honnef“ oder auch der Energiegenossenschaft Siebengebirge ebenfalls einen hohen zeitlichen Einsatz geleistet hat und es thematisch auch viele Berührungspunkte gegeben hat.
14.) **Was war Ihre größte persönliche Herausforderung im Amt ?**
Wie oben bei der dritten Frage bereits ausgeführt, die zerstrittene Politik wieder kooperationsfähig zu machen und die Arbeitsfähigkeit der Verwaltung, gerade was die Umsetzung komplexer Projekte angeht, zu entwickeln.
Vor allem die erste der beiden großen Flüchtlingskrisen war eine große Herausforderung, weil wir noch nicht die Strukturen und Konzepte hatten, über die wir heute verfügen. Wir mussten also viel improvisieren. In den Bürgerversammlungen gab es auch von Einzelnen den Versuch, gezielt eine migrantenfeindliche Stimmung zu erzeugen. Davon haben sich die Bad Honnefer Gott sei Dank nicht anstecken lassen. Ich gehe davon aus, dass das auch jetzt so bleiben wird. Die Unterstützung unserer Bürger war jedenfalls überragend, darum beneiden mich meine Bürgermeisterkollegen regelmäßig.
Persönlich hat die Herausforderung vor allem darin bestanden, mit den doch sehr beschränkten Mitteln, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen zusammen, trotzdem die nötigen Ergebnisse für die Entwicklung der Stadt zu erreichen und dabei sorgfältig abzuwägen, wie die tatsächlichen Möglichkeiten tragen können und sich nicht von den ersten Widerständen und Einwänden entmutigen zu lassen.
15.) **Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben – und hat er sich über die Jahre verändert?**
Idealerweise führt jede Diskussion am Ende zu einer Handlung, ich würde mich in der Weise als „zielorientiert“ beschreiben. Das ist nicht bei allen zu jeder Zeit anschlussfähig. Meine Kollegen würden sich wahrscheinlich auf Begriffe wie „entscheidungsfreudig“ und „ambitioniert“ einigen können. Ein weiterer wichtiger Begriff ist „komplementär“. Ich verlasse mich auf die Fachlichkeit meiner Kollegen und unterstütze da, wo die Organisation (noch) nicht über die nötige Erfahrung oder Kontakte verfügt.
Ja, zwangsläufig, hat er sich verändert. Z.B. die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Klima und das Verhalten bei den Kollegen verbunden mit den hohen Personalausfällen und nicht besetzten Stellen hat eine erhebliche Umstellung mit sich gebracht und mich an den Rand meiner Möglichkeiten gebracht.
16.) **Welche Rolle spielte die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat für Ihre Arbeit?**
Das ist natürlich von höchster Bedeutung. Für alle Entscheidungen braucht man Mehrheiten. Meine Strategie ist immer gewesen in alle Richtungen gesprächsfähig zu bleiben, also auch die Beziehungsebene regelmäßig zu pflegen, Workshops zu Strategie und Haushalt anzubieten und Gesprächsangebote zu machen. Davon haben die Fraktionen in unterschiedlichem Ausmaß Gebrauch gemacht. Insgesamt ist natürlich die Parteiunabhängigkeit von Vorteil gewesen.
17.) **Was war Ihr Verhältnis zur lokalen Presse – eher kritisch oder konstruktiv?**
Ganz überwiegend habe ich die Zusammenarbeit als konstruktiv erlebt. Wir haben versucht, zeitnah und informativ zu antworten sowie proaktiv Informationsangebote zu machen. Die Medien leiden ja auch unter ihren zunehmend begrenzten Ressourcen, weil viele sich keine fundierten Informationsquellen mehr leisten können oder wollen.
18.) **Wie haben Sie die Jugend in Bad Honnef erlebt – und was wünschen Sie ihr für die Zukunft?**
Tatsächlich als sehr interessiert, ich habe ja regelmäßig Schulklassen bei mir im Rathaus gehabt und mit den Schülern über die Stadt diskutiert oder auch Projekte begleitet, wie z.B. das Thema der Aberkennung der Ehrenbürgerschaft von Adolf Hitler durch einen Kurs des Siebengebirgsgymnasiums, das Kinder- und Jugendforum oder auch Klimaprojekte.
19.) **Gibt es einen Ort in Bad Honnef, der für Sie eine besondere Bedeutung hat?**
Da gibt es einige: Die Insel Grafenwerth zum Beispiel, wo ich jahrzehntelang mit Begeisterung gekickt habe oder auch das Siebengebirge: der Große Breiberg oder auch der Leyberg haben eine tolle Aussicht und Atmosphäre, um zur Ruhe zu kommen.
20.) **Wenn Sie einen Satz an die Bürgerinnen und Bürger richten könnten – was würden Sie sagen?**
„Stadt, das sind wir alle!“
11.) **Wie hat sich Ihre Sicht auf Politik und Verwaltung in diesen zehn Jahren verändert?**
Verwaltung und Politik hängen viel mehr voneinander ab als man so auf den ersten Blick vermuten kann. Eine zerstrittene Politik keilt auch gerne in Richtung Verwaltung aus und das färbt auf eine Verwaltung durch, hemmt die Motivation und gibt die Legitimation ein bisschen Fuß vom Gas zu nehmen so nach dem Motto „ob die Entscheidung hält, weiß doch sowieso keiner“ oder „wenn man so mit mir umgeht …“. Da hilft auch kein Spruch wie „die werden doch dafür bezahlt“. Das kann im Zeitalter des Fachkräftemangels üble Folgen haben. Gerade die leistungsorientierten Kollegen wollen den Erfolg ihrer Arbeit sehen und auch so behandelt werden. Die Gemeindeordnung hat zu Recht die Politik als Teil der Verwaltung definiert, der Rat ist also kein Parlament, das über der Verwaltung steht.
12.) **Gab es Momente, in denen Sie ans Aufgeben gedacht haben? Was hat Sie davon abgehalten?**
Ja, im Zusammenhang mit der Wahl 2020. Die Entscheidung noch einmal anzutreten, war ein Ergebnis sorgfältiger Abwägung zwischen dem Ehrgeiz, die begonnenen Großprojekte in der Umsetzung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts zu Ende bzw. soweit zu bringen, dass sie „safe“ für die Vollendung sind und auf der anderen Seite den doch erheblichen Auswirkungen auf mein Privatleben. Am Ende hat der Ehrgeiz obsiegt, weil meine Frau Gerlinde das mitgetragen und mich immer mit Rat und Tat unterstützt hat.
13.) **Wie haben Sie die Balance zwischen Beruf und Privatleben gehalten – oder war das kaum möglich?**
Das ist tatsächlich schwierig, den Punkt der Wahrnehmung von Balance habe ich jedenfalls mächtig in Richtung Amt verschieben müssen. Dabei hat sicher geholfen, dass meine Frau auch in hohem Umfang politisch als Grüne im Kreistag als stellvertretende Fraktionsvorsitzende aktiv ist und zusätzlich mit ihren vielen Ehrenämtern bei der Tafel Bad Honnef, der „Help Force Honnef“ oder auch der Energiegenossenschaft Siebengebirge ebenfalls einen hohen zeitlichen Einsatz geleistet hat und es thematisch auch viele Berührungspunkte gegeben hat.
14.) **Was war Ihre größte persönliche Herausforderung im Amt ?**
Wie oben bei der dritten Frage bereits ausgeführt, die zerstrittene Politik wieder kooperationsfähig zu machen und die Arbeitsfähigkeit der Verwaltung, gerade was die Umsetzung komplexer Projekte angeht, zu entwickeln.
Vor allem die erste der beiden großen Flüchtlingskrisen war eine große Herausforderung, weil wir noch nicht die Strukturen und Konzepte hatten, über die wir heute verfügen. Wir mussten also viel improvisieren. In den Bürgerversammlungen gab es auch von Einzelnen den Versuch, gezielt eine migrantenfeindliche Stimmung zu erzeugen. Davon haben sich die Bad Honnefer Gott sei Dank nicht anstecken lassen. Ich gehe davon aus, dass das auch jetzt so bleiben wird. Die Unterstützung unserer Bürger war jedenfalls überragend, darum beneiden mich meine Bürgermeisterkollegen regelmäßig.
Persönlich hat die Herausforderung vor allem darin bestanden, mit den doch sehr beschränkten Mitteln, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen zusammen, trotzdem die nötigen Ergebnisse für die Entwicklung der Stadt zu erreichen und dabei sorgfältig abzuwägen, wie die tatsächlichen Möglichkeiten tragen können und sich nicht von den ersten Widerständen und Einwänden entmutigen zu lassen.
15.) **Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben – und hat er sich über die Jahre verändert?**
Idealerweise führt jede Diskussion am Ende zu einer Handlung, ich würde mich in der Weise als „zielorientiert“ beschreiben. Das ist nicht bei allen zu jeder Zeit anschlussfähig. Meine Kollegen würden sich wahrscheinlich auf Begriffe wie „entscheidungsfreudig“ und „ambitioniert“ einigen können. Ein weiterer wichtiger Begriff ist „komplementär“. Ich verlasse mich auf die Fachlichkeit meiner Kollegen und unterstütze da, wo die Organisation (noch) nicht über die nötige Erfahrung oder Kontakte verfügt.
Ja, zwangsläufig, hat er sich verändert. Z.B. die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Klima und das Verhalten bei den Kollegen verbunden mit den hohen Personalausfällen und nicht besetzten Stellen hat eine erhebliche Umstellung mit sich gebracht und mich an den Rand meiner Möglichkeiten gebracht.
16.) **Welche Rolle spielte die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat für Ihre Arbeit?**
Das ist natürlich von höchster Bedeutung. Für alle Entscheidungen braucht man Mehrheiten. Meine Strategie ist immer gewesen in alle Richtungen gesprächsfähig zu bleiben, also auch die Beziehungsebene regelmäßig zu pflegen, Workshops zu Strategie und Haushalt anzubieten und Gesprächsangebote zu machen. Davon haben die Fraktionen in unterschiedlichem Ausmaß Gebrauch gemacht. Insgesamt ist natürlich die Parteiunabhängigkeit von Vorteil gewesen.
17.) **Was war Ihr Verhältnis zur lokalen Presse – eher kritisch oder konstruktiv?**
Ganz überwiegend habe ich die Zusammenarbeit als konstruktiv erlebt. Wir haben versucht, zeitnah und informativ zu antworten sowie proaktiv Informationsangebote zu machen. Die Medien leiden ja auch unter ihren zunehmend begrenzten Ressourcen, weil viele sich keine fundierten Informationsquellen mehr leisten können oder wollen.
18.) **Wie haben Sie die Jugend in Bad Honnef erlebt – und was wünschen Sie ihr für die Zukunft?**
Tatsächlich als sehr interessiert, ich habe ja regelmäßig Schulklassen bei mir im Rathaus gehabt und mit den Schülern über die Stadt diskutiert oder auch Projekte begleitet, wie z.B. das Thema der Aberkennung der Ehrenbürgerschaft von Adolf Hitler durch einen Kurs des Siebengebirgsgymnasiums, das Kinder- und Jugendforum oder auch Klimaprojekte.
19.) **Gibt es einen Ort in Bad Honnef, der für Sie eine besondere Bedeutung hat?**
Da gibt es einige: Die Insel Grafenwerth zum Beispiel, wo ich jahrzehntelang mit Begeisterung gekickt habe oder auch das Siebengebirge: der Große Breiberg oder auch der Leyberg haben eine tolle Aussicht und Atmosphäre, um zur Ruhe zu kommen.
20.) **Wenn Sie einen Satz an die Bürgerinnen und Bürger richten könnten – was würden Sie sagen?**
„Stadt, das sind wir alle!“
21.) **Welche Begegnung mit einem Kind oder Jugendlichen hat Sie besonders berührt?**
Mir sind viele Begegnungen in Erinnerung geblieben, z.B. ein Schüler der 6. Klasse der als Flüchtling hierher gekommen ist und von mir wissen wollte, was die Bedingungen für ein erfolgreiches Leben sind. Ich dachte, was für eine Dimension. Oder ein Junge, der vor kurzem ins Rathaus kam, unbedingt den Bürgermeister sprechen wollte, um herauszufinden, wie das mit der Post weitergeht. Kinder sind großartig, belebend …
22.) **Gab es einen Moment, in dem Sie sich besonders einsam gefühlt haben im Amt?**
Nein …
23.) **Was hat Sie in Ihrer Amtszeit menschlich am meisten geprägt?**
Auf jeden Fall die Begegnung mit den Menschen, die auf der Flucht zu uns gekommen sind und die immense Hilfsbereitschaft der Bürger unserer Stadt …
Die Erfahrung, dass der Erfolg als Bürgermeister sicher zu einem großen Teil von einem hohen persönlichen Engagement und der Bereitschaft kalkulierte Risiken einzugehen abhängig ist. Genau so wesentlich sind aber die Rahmenbedingungen, die man nicht beeinflussen kann, wie z.B. Corona, der Ukraine-Krieg mit seinen massiven Kosten- und Zinsentwicklungen zusätzlich zur Flüchtlingsherausforderung und zusätzlich auch die Bereitschaft in Politik, Verwaltung und auch Bürgerschaft mitzuziehen. … Die Abhängigkeit von vielen Faktoren, die man nicht oder nur teilweise beeinflussen kann.
24.) **Wie hat sich Ihr Blick auf Bad Honnef verändert – vom ersten Tag bis heute?**
Ich sehe meine Heimatstadt mehr als Teil einer Region und sehe die soziale Differenzierung viel schärfer als vorher. Mein Blick auf jeden Fall vollständiger geworden. Meine Beziehung zu den Aegidienbergern ist sehr viel intensiver geworden, auf dem „Berg“ fühlen wir uns sehr wohl, wir haben Freundschaften geschlossen, die über das Amt hinausgehen… der Pragmatismus ist beeindruckend. Ich verstehe die Stadt als Organismus mit seinen Wechselwirkungen jedenfalls sehr viel besser. Das ist ein Kapitel für sich …
25.) **Welche Rolle spielte Ihre Familie während Ihrer Amtszeit?**
Rückzugsort und Stütze, die emotionale Balance im Amt ist gelegentlich auch eine Herausforderung. Da bin ich für den Rückhalt unendlich dankbar … Meine Frau Gerlinde war zudem auch eine großartige Multiplikatorin bei Veranstaltungen oder auch beim Einkaufen und hat zu vielen Fragen Auskunft gegeben, gelegentlich wurde sie leider wegen meiner Funktion ungebührlich angegangen.
26.) **Was war Ihr größter Irrtum – und wie sind Sie damit umgegangen?**
Menschlich hat es einige Enttäuschungen gegeben … Backe abputzen, weitermachen!
27.) **Welche Werte waren Ihnen in Ihrer politischen Arbeit besonders wichtig?**
Zukunftsorientierung, Zusammenhalt, Menschlichkeit, machen was geht, versuchen was möglich erscheint … Ehrgeiz und Disziplin, um die Projekte erfolgreich zu machen.
28.) **Wie möchten Sie in Erinnerung bleiben – als Mensch und als Bürgermeister?**
Die Frage hat mich bisher nicht beschäftigt und klingt mir zu sehr nach Ableben, „Lebbe geht weiter“ (Dragoslav Stepanovic). Vielleicht frei nach Jürgen Klopp „The normal one“!
29.) **Was war Ihr persönliches Ritual, um Kraft zu schöpfen oder abzuschalten?**
Ritual? Weiß nicht, mir helfen Feldenkrais-Übungen, Bewegung und Musizieren.
30.) **Wenn Sie einen Wunsch frei hätten für die Zukunft von Bad Honnef – welcher wäre das?**
Zukunftsorientierung, eine faire Gemeindefinanzierung, das Bekenntnis der Bürger zum demokratischen Rechtsstaat und sozialen Ausgleich, Lebensfreude … „Keep on rockin` in a free world“!
Lieber Herr Neuhoff,
vielen Dank für Ihre spannenden und ehrlichen Antworten bei „Nachgefragt – 30 Fragen an den Bürgermeister“. Es ist schön zu sehen, wie offen Sie sich den Fragen gestellt haben – das schafft Nähe und zeigt echtes Interesse am Austausch.
Für alles, was vor Ihnen liegt, wünsche ich Ihnen nur das Beste. Viel Erfolg, gute Entscheidungen und hoffentlich auch viele Momente, die einfach Spaß machen. Bad Honnef bleibt spannend – und Sie haben daran großen Anteil.
Thomas Scheben (AusBadHonnef.de)
„Und das ist nur ein Ausschnitt: Elf Jahre im Amt bedeuten auch elf Jahre voller öffentlicher Auftritte – und eine wahre Bilderflut. Die Auswahl an Fotos ist riesig – sie alle zu zeigen, würde diesen Rahmen sprengen.“
und alles Gute für die Zukunft !!!!
31.10.2025






































































































































































