Während die A-Nationalmannschaft um das Ticket zur WM 2027 in Katar kämpft, legt die ProB eine kurze Pause ein. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um mit Head-Coach Max Becker, über das bisherige Abschneiden sowie die Entwicklung der Dragons Rhöndorf zu sprechen.
Elf von 26 Spieltagen liegen hinter uns, der National-Mannschafts-Break bietet eine gute Gelegenheit für ein erstes Zwischenfazit. Zufrieden mit dem bisherigen Abschneiden?
Max Becker (Headcoach Dragons Rhöndorf): Diese Antwort lässt sich nur zweigeteilt beantworten: Mit dem Tabellenplatz sicher nicht, wobei dieser zurzeit wenig aussagt, fehlt uns doch nur ein Sieg zu den Playoff-Rängen. Und diese vier Siege, die wir haben sind mit der Personalsituation, mit der wir in den letzten Wochen zu kämpfen hatten, durchaus beachtlich. Natürlich hätten wir gerne mehr auf dem Konto und das wäre sicher auch möglich gewesen, allerdings fehlten uns bei drei der Niederlagen BBL-Doppellizenzspieler und natürlich wiegt Daniels Verlust ungemein schwer. Er war als das Herzstück dieser Mannschaft eingeplant. Und damit kommen wir zum zweiten Punkt, mit dem ich sehr zufrieden bin: Der Entwicklung von jungen Spielern aus unserem eigenen Nachwuchs in den Profibereich. Sei es Kenan Reinhart, der einen enormen Schub gemacht hat, oder die Debüts von Jungs wie Fynn Dobiecki, David Böning oder Malik Idbihi die seit Jahren hier in Bonn/Rhöndorf ausgebildet werden, hier aufgewachsen sind, letztes Jahr noch in der U19/U16 und 2. Regionalliga (5. Liga) aufliefen und sich jetzt wacker auf ProB-Niveau schlagen. Pro Spiel fallen im Schnitt fast 100 von 200 möglichen Minuten an U19 Spieler, das ist enorm! Mit diesem Teil unseres Weges sind wir sehr zufrieden – gerade, weil es „unsere Jungs“ sind – und nicht wie in vielen anderen jungen Teams Spieler, die aus der ganzen Republik rekrutiert werden.
Fragst du dich auch manchmal, wo es mit Daniel Mayr hingegangen wäre?
Das die Situation tabellarisch vermutlich anders aussehen würde lässt sich aus der Vorbereitung ableiten, in der wir uns mit Daniel nur gegen Pro A Ligist Paderborn knapp geschlagen geben mussten. Seine Erfahrung, sein Spielverständnis und auch seine Führung auf dem Feld fehlen. Ich finde jedoch das es keinen Sinn ergibt sich mit diesen „Was-wäre-wenn“ Fragen zu beschäftigen, da es den Fokus vom Hier und Jetzt ablenkt.
Mit anderen Worten, wir sollen perspektivisch denken. Wir haben eines der jüngsten Teams in der ProB, entsprechend groß ist das Entwicklungspotenzial?
Ja, wir haben eine superjunge Mannschaft, ohne Daniel jetzt die jüngste der Liga. Die Jungs brauchen Zeit, die sie bei uns bekommen, aber natürlich werden sie sich entwickeln, das sieht man ja jetzt schon. Und aus dem Nachwuchs klopfen schon die nächsten Jungs an die Tür: Unsere Bonn/Rhöndorfer U19, sowie U16 sind beide noch ungeschlagen in der Bundesliga – die Qualität wächst kontinuierlich nach und es wird in den nächsten Jahren viel Spaß machen den Weg dieser Jungs zu verfolgen.
Bislang hatte eine Mannschaft der Dragons eine Halbwertzeit von einer Saison. Werden wir diesmal einige Spieler auch in der nächsten Spielzeit im Dragons-Trikot erleben?
Ja, definitiv! Mit Daniel Mayr und Benjamin Sadikovic haben beide 5er einen Zweijahresvertag. Und natürlich ist das nicht alles – wir werden versuchen hier etwas aufzubauen, viele junge Spieler von dieser Saison in die nächste Saison mitzunehmen und wer weiß, vielleicht bleibt ja auch noch der ein oder andere Profi.
Zurück zur aktuellen Spielzeit, zuletzt lief es für uns ja nicht richtig rund. Der Puffer zu den Abstiegsplätzen ist nicht groß. Müssen wir nervös werden?
Druck ist im Profisport immer da, das gehört dazu. Wir sind aber nicht nervös, wir wissen das wir in dieser Liga bestehen können und glauben an unseren Weg. Sicher wird es auch weiter ein paar Rückschläge geben, aber wir sind fest davon überzeugt das wir es schaffen können den Abstieg zu vermeiden und im besten Fall auch weiter, um die Playoffs mitzuspielen. Es wird unserer Personalsituation auch helfen das mit der Nachverpflichtung der Baskets auf den Ausfall von Jonathan Bähre reagiert wurde, so sind dort nun wieder alle Local Spots besetzt, sprich es ist wahrscheinlicher das wir bei Überschneidungen auf alle Doppellizenzspieler setzen können.
Unmittelbar nach der Verletzung von Daniel Mayr hieß es, es würde einen Ersatz geben. Hat man sich von der Idee verabschiedet?
Wir haben den Markt an deutschen Spielern beobachtet. Einen Spieler, der die Kriterien ausfüllen konnte, war nicht zu finden. Als dann auch Benjamin Sadikovic und David Böning, der zusätzlich noch ein echter Honnefer Jung ist, einen ordentlichen Entwicklungsschritt machten, entschieden wir uns bis Weihnachten abzuwarten, die Situation dann erneut zu analysieren und weiterzuschauen.
Betrachten wir mal die Liga-Konkurrenz. Gibt es aus deiner Sicht Überraschungen in die eine wie andere Richtung?
Herten als Aufsteiger schlägt sich beachtlich, die Erfahrung des Teams zahlt sich bis jetzt aus. Insgesamt ist es spannend zu sehen, wie eng die Liga beieinander ist, Platz drei und zwölf trennen drei Siege, jeder kann jeden schlagen. Das macht es super spannend, von oben bis unten.
Was schätzt du, wo werden die Dragons am Ende dieser Saison stehen?
Wir werden den Abstieg vermeiden und die Playoffs anvisieren. Ob uns die Qualifikation dafür am Ende gelingen kann, hängt von vielen Faktoren ab, sicherlich werden wir uns aber alle gehörig weiterentwickeln, alles auf dem Feld lassen und hoffentlich die Fans für unser junges, nahbares Team weiter begeistern. Denn dass jeder in dieser Mannschaft und drum herum Woche für Woche 100% für die Dragons Rhöndorf gibt, dafür stehe ich gerade.
Auf welchem Stand ist die Kooperation zwischen Rhöndorf und Bonn in sportlicher Hinsicht und was sind die nächsten Schritte?
Wir sind sehr zufrieden, die Wege zwischen BBL, ProB und NBBL sind kurz, die Schnittstellen besetzt, wir sprechen täglich und schaffen ein sehr produktives Umfeld. Die nächsten Schritte sind klar: In der ProB Spieler aufbauen, die perspektivisch den Sprung in den BBL-Spielkader schaffen können, in der ProB eine Balance finden aus Profis und Jugendspielern, um deren Entwicklung zu befeuern und gleichzeitig den Fans in Rhöndorf guten und möglichst erfolgreichen Basketball zu bieten und aus der Jugend nach und nach weitere talentierte Spieler aus den eigenen Reihen etablieren und fördern. Wir sind dafür auf einem sehr guten Weg.
Abschließend gefragt, hast du dir im Vorfeld die Aufgabe als Dragons-Headcoach so vorgestellt und was wünschst du dir für die restliche Saison?
Das Gefühl, am ersten Spieltag im Dragon Dome an der Seitenlinie zu stehen und das Spiel zu gewinnen, werde ich nie vergessen. Der Job macht Spaß, erfüllt und fordert mich zugleich und ich bin sehr dankbar, dass ich ihn machen darf. Ich wünsche mir für den Rest der Saison, dass die Fans das Bigger Picture in unserem Projekt sehen, uns weiter unterstützen, denn wir werden alles geben. Zusätzlich wünsche ich mir weitere Siege, besonders zuhause und eine gute Entwicklung unseres Teams, sowie der einzelnen Spieler.
Quelle: Dragon Rhöndorf (kb)
01.12.2025
