Ungeplante Entdeckungen im Rahmen von Großbaustellen sind selten ein Grund zur Freude. Nicht so an der Brücke Grafenwerth, die seit Ende 2021 saniert wird und die den ausführenden Fachbetrieben nun eine freudige Überraschung bereitet hat: in der Brücke aus dem Jahr 1911, die letztmals im Jahr 1973 aufwendig saniert worden war, ist eine bislang unbekannte und nicht dokumentierte Zeitkapsel verbaut worden.
Im Brückenkopf versteckt hinter einer Metallplatte mit der Aufschrift „Diese Brücke wurde von der Stadt Bad Honnef 1911 erbaut„ wurde das verschlossene rund 50 cm lange Kupferrohr gefunden
Die Zeitkapsel wurde nun vom Denkmalschutz spezialisierten Restaurierungsberater Gereon Lindlar im Auftrag der Stadt Bad Honnef geöffnet. Vor den Augen des Bürgermeisters Otto Neuhoff und zahlreichen Journalisten versuchte Lindlar erst mit einem Heißluft Fön die Verlötung zu öffnen. dabei stellte sich heraus das wohl Feuchtigkeit in das Rohr eingedrungen ist und daher leicht Dampf austrat. Um den Inhalt nicht zu gefährden trat Plan B in Kraft, mit einer Zange wurde die Verbörtelung des Deckels geöffnet um schadlos an den Inhalt zu kommen.
Und so erschien erst ein Bündel nasser Zeitungen und einige in Papier gewickelt Münzen, bei weiterer Begutachtung stellte sich heraus das sich noch ein größeres Dokument in dem Rohr befand. Zusammen mit Bürgermeister Otto Neuhoff und der Zuhilfenahme eines Zollstockes beförderte Lindlar noch eine große Urkunde ans Tageslicht.
„Das ist eine Nachricht aus der Vergangenheit und ein unglaublich spannendes Zeitdokument“, sagte der Restaurator Gereon Lindlar.
Heimatforscher Martin Maus hatte in seinem Archiv rumgestöbert und eine Pressemeldung der HVZ vom 29.5.1915 gefunden, bei der es um die „Urkunde“ geht. „AusBadHonnef “ berichte am 19.6.22
Das es schwierige Zeiten waren belegen unter anderem die Kölnische Zeitung vom 2. Oktober 1915. Die Schlagzeile an jenem Tag lautete „Große Verluste der feindlichen Angreifer“. weiterhin eine Ausgabe des Bonner General-Anzeigers, vom Freitag, 1. Oktober 1915 und ein Exemplar der Deutschen Reichszeitung aus diesen Tagen
Verschiedene Hochwasser gingen auch an der Zeitkapsel nicht vorüber und so konnte man obwohl weit hoch im Sockel der Brücke anhand von Spuren genau sehen, das sie länger im Wasser gelegen hat die Zeitungen als auch die Urkunde sind stark durchnässt.
Spezialisierte Restauratoren sollen den Inhalt jetzt retten.
Hier die Impressionen der Öffnung ..
Historie
Die Grafenwerther Brücke wurde 1911/12 nach dem Entwurf des Baumeisters Ottomar Stein zur Verbindung der Rheininsel Grafenwerth und Bad Honnef errichtet. Sie gehört mit ihrem gering bewehrten Stampfbeton und teilweiser Natursteinverkleidung zu den frühen Eisenbetonbrücken in Deutschland. Die Brücke überspannt mit fünf flachen Bögen eine Gesamtlänge von 130 Meter. An den Widerlagern und den beiden mittleren Pfeilern sind balkonartige Bastionen ausgeführt. Die Baukosten von 167.190 Mark wurden durch den Düsseldorfer Zeitungsverleger Wilhelm Girardet und die Stadt Bad Honnef finanziert.
Letztmalig wurde sie im Jahr 1973 aufwendig saniert .
Seit dem 13. Oktober 1993 ist die Brücke in die Liste der Denkmäler der Stadt Bad Honnef eingetragen.
(eb) Fotos: © Thomas Scheben
21.6.2022