Radfahrende im Rhein-Sieg-Kreis unzufrieden – Ergebnisse des Fahrradklimatests liegen vor

© Thomas Scheben

Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz haben der Rhein-Sieg-Kreis und der ADFC Bonn/Rhein-Sieg jetzt die Ergebnisse des Fahrradklimatests für den Rhein-Sieg-Kreis vorgestellt. Der Fahrradklimatest ist eine bundesweit durchgeführte Befragung der Radfahrenden; sie wird vom Bundesverkehrsministerium gefördert und ist weltweit die größte ihrer Art.

Die Befragten bewerteten ihre Stadt oder Gemeinde hinsichtlich 27 fahrradbezogener Kriterien auf einer Schulnotenskala von 1-6. Die Kommunen wurden in fünf Gruppen entsprechend ihrer Einwohnerzahlen eingeteilt, wodurch eine bessere Vergleichbarkeit gewährleistet wird.

Die Ergebnisse der im Herbst 2018 durchgeführten Befragung liegen nun vor.   „Die um 40% gestiegene Teilnehmerzahl zeigt das wachsende Interesse am Thema Radfahren.

Auch wenn die Ergebnisse nicht repräsentativ sind, nehmen wir sie sehr ernst“, sagte Landrat Sebastian Schuster. Er ist sich aber sicher, dass in den kommenden Jahren wieder bessere Ergebnisse erreicht werden können. So geht z.B. nach Jahren der Planung in wenigen Wochen das linksrheinische Fahrradverleihsystem der RVK in Betrieb.   Der Rhein-Sieg-Kreis kommt nun insgesamt auf eine Durchschnittsnote von 4,10 (2016: 3,92) und liegt damit etwas schwächer als der ebenfalls rückläufige Bundestrend. „Das Ergebnis ist aus Sicht des ADFC alarmierend“, sagte Annette Quaedvlieg, Vorsitzende des ADFC Bonn/Rhein-Sieg. Keine Kommune konnte sich verbessern. In zahlreichen Städten und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises ist das Ergebnis zum Teil deutlich schlechter als noch vor zwei Jahren.

Dr. Peter Lorscheid, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC für den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, erläuterte: „Für mich zeigt sich darin, dass die Infrastruktur mit den steigenden Bedürfnissen von immer mehr und schneller fahrenden Radlerinnen und Radlern nicht Schritt hält.“ Radschnellwege beispielsweise stünden immer stärker im Fokus der politischen Diskussion – doch aktuell gebe es für die Radfahrenden in der Realität noch keine Umsetzung. „Hier müssen unbedingt zeitnah Erfolge realisiert werden“, forderte Lorscheid.   Ergebnisse der einzelnen Kommunen

Die Bewertung in den einzelnen Kommunen des Kreises fällt durchaus unterschiedlich aus:   In der Gruppe der Städte mit 20.000 bis 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern belegt Meckenheim im bundesweiten Vergleich mit der Gesamtnote 2,96 den vierten Platz. Gewinner ist die Stadt Baunatal in Nordhessen mit der Note 2,67. Mit Abstand folgen Lohmar (3,66; Platz 75 von 311), Niederkassel (3,87; Platz 147 von 311) und Swisttal aus der Gruppe der kleineren Gemeinden (3,86; Platz 104 von 186).   Alle anderen Kommunen haben ein vergleichsweise schlechtes Ergebnis. Auffallend sind die starken Verluste in Troisdorf (4,1, -0,6) und in den beiden Siebengebirgsstädten Königswinter (4,5, -0,6) und Bad Honnef (4,5, -0,4).

„Das Ergebnis in Königswinter ist sicherlich im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Rheinradweges zu sehen“, erläutert die ADFC-Vorsitzende Annette Quaedvlieg. Die vorgenommene Änderung der Verkehrsregelung am Rheinufer haben bisher nicht die erhoffte Akzeptanz bei allen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern gefunden.   Das Meckenheimer Ergebnis zeigt für den ADFC erneut eindrucksvoll, was möglich ist, wenn es eine Kommune mit der Fahrradförderung ernst meint. „Gerade vor dem Hintergrund von Klimaschutz und Feinstaubbelastung wäre eine umfassende Förderung des Radverkehrs sehr wichtig“, gab Quaedvlieg zu Bedenken.

Stärken und Schwächen im Rhein-Sieg-Kreis

Im Durchschnitt die besten Noten erhielten die Kreiskommunen bei der Bewertung der Innenstadt-Erreichbarkeit (3,1), der Fahrrad-Wegweisung (3,1) bei der Ermöglichung zügigen Radfahrens (3,3) sowie bei der Öffnung von Einbahnstraße (3,3). Dabei fiel die Bewertung der Fahrradwegweisung um 0,1 Notenstufen besser als der Bundesdurchschnitt vergleichbarer Kommunen aus, ebenso wie der Fahrraddiebstahl.   Die schlechtesten Noten erhielten die Kreiskommunen wie vor zwei Jahren bei öffentlichen Leihradsystemen (5,1) sowie bei der Falschparkerkontrolle auf Radwegen und der Führung an Baustellen (jeweils 4,7).

Die spezifischen Schwächen der Kreiskommunen liegen weiterhin bei der Fahrradförderung in jüngster Zeit, bei der Reinigung der Radwege und bei der Fahrradmitnahme im ÖPNV, die im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands jeweils 0,4 Notenstufen schwächer bewertet wurden.   Bei einigen Punkten wird es allerdings Schwierigkeiten geben, bessere Noten zu erreichen. „Im Gegensatz zu anderen Regionen ist unser ÖPNV sehr gut ausgelastet – in Spitzenzeiten bereits jetzt überlastet. Grundsätzlich haben Fahrgäste, Mobilitätseingeschränkte sowie Eltern mit Kinderwagen in Bus und Bahn Vorrang vor dem Fahrrad“, warb Landrat Sebastian Schuster um Verständnis gegenüber dem ADFC.

Der ADFC wird in den nächsten Wochen – zumeist gemeinsam mit den jeweiligen Kommunen – die lokalen Ergebnisse genauer analysieren und diese im Anschluss in lokalen Medienterminen der Öffentlichkeit vorstellen.

 

Quelle: Rhein-Sieg-Kreis (ps)