Unvergessliche Momente: Joan Baez auf der Bad Honnefer Insel Grafenwerth

Geknipst wurde schon vor dem Konzert: Rhein, Siebengebirge, Rolandsbogen und Drachenfels sind, von der Insel Grafenwerth aus gesehen, eine herrliche Kulisse und waren der besondere Rahmen für ein Konzert der Extraklasse: Joan Baez sang und spielte zwei Stunden und zehn Minuten. Auch wenn ihre Mitmusiker und Sängerin exzellent waren, war es doch allein ihr Abend und ihr Konzert. Trotz der für die Insel vielen Menschen verliefen Zu- und Abfahrt sowie Eintritt nahezu reibungslos.

Zu Beginn betrat nur sie die Bühne. Die drei Lieder „Don’t Think Twice“, „Last Leaf“ nach Tom Waits und „Farewell Angelina“ waren ein wunderbarer Einstieg. Mit Begleitung ihrer Band sang sie weitere Lieder von Bob Dylan oder „Catch the Wind“ von Donovan. „Silver Blade“ nach Josh Ritter oder „Suzanne“ von Leonhard Cohen waren Highlights.

Mit dem Lied von Arlo Guthrie „Deportees“ erinnerte sie an die Flüchtlinge.  Es sei nicht an der Zeit, Mauern zu errichten, sagte sie, sondern die Kinder zu ernähren. Ihr Land bewege sich rückwärts wie wahrscheinlich auch der Rest der Welt. Immer noch erhebt sie ihre Stimme. Sie nannte Dr.  Martin Luther King, den sie verehrt und mit dem sie Seite an Seite für die gleichen Rechte aller Menschen gekämpft hatte. Es tut gut, ihr waches Interesse für Gerechtigkeit zu erleben.

Als Referenz an das deutsche Publikum sang sie „Der Mond ist aufgegangen.“ Wer bis dahin noch keine Gänsehaut hatte, für den war es spätestens jetzt so weit.  Eine amerikanische Sängerin trägt ein wunderbares deutsches Lied vor, denn es gibt mehr als den im Supermarkt gedudelten Einheitspop.

Das Lied über „Joe Hill“ singt Joan Baez seit 60 Jahren, sagte sie. Der amerikanischen Wanderarbeiter und Liedermacher wurde wahrscheinlich unschuldig zum Tode verurteilt.

Eigentlich würde es traditionellerweise bei ihren Konzerten in Deutschland regnen, sagte Joan Baez. Aber der Regen blieb zum Glück trotz einiger Wolken am Bad Honnefer Himmel aus.

Die Künstlerin ist eine schöne Frau mit Charme und Ausstrahlung, auch wenn sie ein wenig mit ihrem Alter hadert, das sie als fortwährende Herausforderung charakterisierte. Ihre Musik bleibt zeitlos jung.

Als eine der Zugaben gab es „Sag mir, wo die Blumen blühen“ zum Mitsingen. Nach dem melancholischem „Fare Thee Well“ war das Konzert zu Ende. Währenddessen war sie den 3.800 Zuschauerinnen und Zuschauern ganz nahe gewesen und hatte mit ihren Liedern die Zeit vergessen lassen.  Der Zauber, der von der Musik ausging, bleibt für immer in den Herzen.

 

Quelle: Christine Pfalz – Stadt Bad Honnef