„Auch Sie kennen eine geschlagene Frau“ Opferzahlen bei häuslicher Gewalt sind hoch

Foto Landrat Sebastian Schuster (ganz rechts), und die Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-Sieg-Kreises, Brigitta Lindemann (Mitte, mit Plakat), zusammen mit den am Aktionstag teilnehmenden Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern beziehungsweise deren Vertreterinnen und Vertreter. (Copyright: Rhein-Sieg-Kreis)

Zum Tag gegen Gewalt an Frauen am kommenden Montag (25.11.2019) macht der Rhein-Sieg-Kreis auf die Dimension der Thematik aufmerksam. „Jeder kennt in seinem Umfeld jemanden, bei dem eingebrochen wurde, aber kaum jemand kennt eine misshandelte Frau“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-Sieg-Kreises, Brigitta Lindemann. „Dabei gab es 2018 im Bereich der Kreispolizei mehr Fälle von häuslicher Gewalt, als Wohnungseinbrüche und das ohne die Dunkelziffer. Auch wenn das schwer vorstellbar ist, häusliche Gewalt findet in unserer Nachbarschaft statt“, so Lindemann weiter.

Als Mitglied des „Runden Tisches gegen häusliche Gewalt“ engagiert sich der Rhein-Sieg-Kreis seit Jahren für effektive Schutz- und Hilfsmaßnahmen für die betroffenen Frauen. Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Kreiskommunen unterstützen die Arbeit des „Runden Tisches“ mit ihrem Statement gegen Gewalt jedes Jahr aufs Neue.

Die Initiative hat mit Förderung durch das Land NRW Aufkleber entwickelt, die an die Kommunen verteilt wurden. Darauf finden sich die wichtigsten Telefonnummern der Beratungsstellen gegen häusliche Gewalt im Rhein-Sieg-Kreis. Über die Aufkleber können die Städte und Gemeinden in den Toiletten und anderen öffentlichen Stellen über die Hilfsangebote informieren.

Beim jährlichen Aktionstag des „Runden Tisches“ standen die Täterberatung und die Auswirkungen auf betroffene Kinder im Vordergrund. Die Täterberatung ist deshalb von großer Bedeutung, weil es sehr wahrscheinlich ist, dass Täter auch in neuen Beziehungen wieder gewalttätig werden. Diese Beratung bietet der Arbeiter- und Samariterbund in Bonn an. Kinder sind von Gewalt im häuslichen Umfeld immer mit betroffen, da sie enorm unter der bedrohlichen Situation leiden. 120 Fachkräfte aus den Bereichen Staatsanwaltschaft, Polizei, Jugendämter, Beratungsstellen, Schutzeinrichtungen und aus der Kreispolitik nahmen am Aktionstag teil.

Runder Tisch gegen häusliche Gewalt im Rhein-Sieg-Kreis:

Im Rhein-Sieg-Kreis hat sich bereits im Jahr 2002 nach Inkrafttreten des Gewaltschutzgesetzes  der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt gegründet, um die Rahmenbedingungen für effektive Schutz- und Hilfsmaßnahmen für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen und Kinder zu verbessern. Die Beteiligten  Vertreterinnen und Vertreter des Opferschutzes der Polizei, Frauenzentren und –häuser, Staatsanwaltschaft, Jugendämter, freier Verbände etc.  haben sich zu bestimmten Abläufen bei Fällen häuslicher Gewalt verabredet: so gibt die Polizei vor Ort die Kontaktdaten des Opfers (bei entsprechender Einwilligung) an die Frauenzentren im Rhein-Sieg-Kreis weiter, die dann wiederum sehr kurzfristig Kontakt mit dem Opfer aufnehmen und einen Beratungstermin vereinbaren. Parallel dazu werden die Daten der Kinder an das zuständige Jugendamt weitergeleitet; von dort wird geprüft inwieweit eine Kindesgefährdung vorliegt.

Die übrigen Akteure im Runden Tisch unterstützen die Opfer durch weitergehende, spezifische Beratungsangebote.

 

Quelle: Rhein-Sieg-Kreis (db)