Mesenholl wird schick

(v. l.:) Bürgermeister Otto Neuhoff, Leiter Geschäftsbereich Städtebau Fabiano Pinto, Architektin Almut Bettin, Einrichtungsleiterin der Hohenhonnef GmbH Marion Prechtl und Geschäftsführer der Hohenhonnef GmbH Jürgen Staude.

Die alte Wäscherei Mesenholl am Ortseingang von Bad Honnef-Tal im Schmelztal wird nun endlich genutzt. Die Hohenhonnef GmbH modernisiert und saniert Gebäude und Gelände. Auf zwei Geschossen entstehen 37 barrierefreie Wohnungen mit Terrasse oder Balkon, davon 31 sogar rollstuhlgerecht. Menschen mit Behinderung und Studierende werden einziehen. Die 2-Zimmer-Apartments sind 40 bis 60 Quadratmeter groß. Lichtdurchflutete Wohnungen sind das Ziel. Ein neuer Fuß- und Radweg mit Brücke über den Ohbach wird auf das Gelände führen. Der Schornstein, ohnehin einsturzgefährdet, muss weichen. Das Turmgebäude bleibt erhalten, hier sind auch Gemeinschaftsanlagen denkbar.

Eigentümerin ist die Hohenhonnef GmbH, die das Projekt mit 4,5 bis 5 Millionen Euro stemmen wird, so die Baupreise stabil bleiben. Noch in diesem Jahr soll gestartet werden und dann wird mit einer Bauzeit von eineinhalb bis zwei Jahren gerechnet.

Jürgen Staude, Geschäftsführer der Hohenhonnef GmbH, stellte die Pläne vor. Nun werde ein neuer Impuls gegeben, der Weg zu inklusivem Wohnen und zu einer inklusiven Stadt beschritten, sagte er. Er dankte der Stadt Bad Honnef für die Kooperationsbereitschaft, denn viele Fragen hätten gelöst werden müssen. Dazu gehörten auch die Position des Ortsschildes oder des Blitzers unmittelbar vor dem Gelände und die Querung des angrenzenden Ohbachs. Aber mit allen Behörden wurde Einvernehmen erzielt.

Vier Jahre lang sei an der Planung gearbeitet worden, erklärte Architektin Almut Bettin vom Architekturbüro Kraume + Bettin. Aber es sei ein ausgefeiltes Projekt entstanden, wo sie voll und ganz hinter stehen könne. Sie sagte: „Es war oft sehr unheimlich auf dem Gelände hier, aber heute ist es schön, mit Ihnen hier zu stehen.“

Bürgermeister Otto Neuhoff betonte, dass das Projekt aus verschiedenen Perspektiven für die Stadt Bad Honnef besonders bedeutend ist. Einmal ist die Hohenhonnef GmbH ein wichtiger Bestandteil der Stadt und werde deshalb gerne unterstützt. Seit 41 Jahren residiert das Rehabilitationszentrum für Menschen mit Behinderung im weißen Gebäude der ehemaligen Heilanstalt hoch auf dem Berg. Ein zusätzlicher Aspekt für die alte Wäscherei sei der des Städtebaus. Bürgermeister Otto Neuhoff sagte: „Den Eintritt in die Stadt im Tal so zu gestalten, dass es unserer Stadt würdig ist, ist essentiell.“ Die Stadt habe zudem Bedarf an studentischen und inklusiven Wohnungen, von daher werde genau diese Wohnanlage, wie sie jetzt geplant ist, benötigt.

Das rund 4.000 Quadratmeter große Areal am Fuße des Schmelztals ist ein geschichtsträchtiger Ort, die Gebäude stadtbildprägend: Um 1892 wurde die Wäscherei neu erbaut, um für saubere Laken in der Heilstätte auf dem Berg zu sorgen. Hoch darüber in Hohenhonnef erholten sich die Menschen von der Tuberkulose, deshalb wird auch vom Bad Honnefer „Zauberberg“ gesprochen. Von dem emsigen Betrieb in der Wäscherei im Tal sollten die Kranken nichts mitbekommen. Hohenhonnef und die Wäscherei waren über eine Loren- oder sogar Seilbahn verbunden. Warmes Wasser wurde nach Hohenhonnef geleitet, so dass man fast schon von einer Fernwärmeheizung sprechen könne, sagte Jürgen Staude. Auf dem Talgelände gab es neben der Wäscherei eine Metzgerei und Wohnungen, wo auch der Gärtner einst wohnte. Über ein Jahrhundert existierten viele Arbeitsplätze, bis die Wäscherei 1998 aufgegeben werden musste. Der Leerstand seitdem war unübersehbar: Das Gebäude verfiel. Vandalismus war an der Tagesordnung. Ein Lost Place entwickelte sich für Abenteuerlustige, die den Gruselfaktor suchten. Das Hobby ist allerdings lebensgefährlich, denn das Gebäude ist in keinem Bereich sicher. Das Betreten ist verboten.

Für die weitere Nutzung waren während der Zeit des Leerstands einige Pläne im Gespräch gewesen. Freizeit- und Eventcenter, Kunst- und Kulturzentrum oder eine Kletterhalle wurden nicht realisiert. Schließlich war im Jahr 2009 an eine Nutzung als Verwaltung des Nationalparks gedacht worden. Durch einen Bürgerentscheid wurde deutlich, dass ein Nationalpark nicht in Frage kam.

Vor knapp zwei Jahren war ein Uhu auf dem Gelände gesehen worden war. Eine Bebauung des Lebensraums der streng geschützten Tierart wäre nur unter Auflagen zulässig gewesen. Ein Gutachter schloss das Vorkommen der Tiere aus. Ein Horst, eingerichtet auf der höchsten Stelle des Gebäudes, wurde nicht angenommen.

Menschen mit Behinderung und Studierende werden von den Wohnungen profitieren und sich gegenseitig bereichern. Wenn das Gelände endlich entwickelt sein wird, wird es sich positiv ins Stadtbild einfügen.

 

Quelle: Christine Pfalz – Stadt Bad Honnef

30.07.2020 – 210

Fotos: (c) Thomas Scheben / Innenbilder 24-27  Mesenholl (c)Architekten Kraume+ Bettin