33.000 Neupflanzungen: Stadtwald soll als Mischwald fit für die Zukunft gemacht werden

Bürgermeister Otto Neuhoff , Förster Georg Pieper , Carolin Böhm Amt für Stadtgrün beim Symbolischen Aufforsten

Bürgermeister Otto Neuhoff beim Pflanzen einer Wildkirsche.

Millionen an Borkenkäfern und die zunehmende Trockenheit in den Frühjahrs- und Sommermonaten haben dem Stadtwald von Bad Honnef sichtbar zugesetzt. Bislang waren rund 450 Hektar des 1250 Hektar großen Stadtwalds sogenannter Fichtenforst. Mit wenigen Ausnahmen werden die Fichten, einst als „Brotbaum der Forstwirtschaft“ bezeichnet und daher in großer Population angebaut, die Borkenkäferplage nicht überleben. Das erklärten Bürgermeister Otto Neuhoff und Förster Georg Pieper vom Fachdienst Umwelt und Stadtgrün bereits Anfang Dezember bei einem Ortstermin im Stadtwald und teilten die Ersatzpflanzung weiterer 33.000 neuer Bäume auf 50 Hektar Stadtwald im Winter 2020/2021 mit. „Wir stehen vor grundlegenden Herausforderungen. Der Stadtwald muss und wird sich in den kommenden Jahren sichtbar verändern“, sagte Bürgermeister Otto Neuhoff: „Die milderen Temperaturen, kürzeren Winter und anhaltenden Dürremonate haben als offensichtliche Folgen des einsetzenden Klimawandels zur rasanten Verbreitung des Borkenkäfers beitragen. Das zeigt einmal mehr, dass der Klimawandel längst im Stadtgebiet angekommen und sichtbar geworden ist.“

Derzeit sind von den 450 Hektar Fichtenforst etwa 385 Hektar (86 Prozent des Fichtenforsts) absterbend oder abgestorben. „Die Fichten im Betriebsteil Bad Honnef sind allesamt vom Borkenkäfer befallen worden und haben diesen Befall nicht überlebt. Die verbleibenden rund 65 Hektar an vitalen Fichten, deren Bestand etwa 14 Prozent des Fichtenforsts und rund fünf Prozent des Stadtwalds entsprechen, befinden sich ausschließlich im Bereich Aegidienberg“, erklärte Förster Georg Pieper: „Es darf angezweifelt werden, dass diese Fichten die nächsten Jahre vital bleiben.“ Der Fachdienst Umwelt und Stadtgrün hat daher einen ersten Entwurf einer dreistufige Strategien erarbeitet, um im Abstimmung mit der Politik, lokalen und regionalen Akteuren des Naturschutzes einen zukunftsfähigen, klimastabilen Mischwald im Stadtwald zu erschaffen.
Eine Säule ist die aktive Wiederbewaldung. Als Sofortmaßnahme zur Sicherung und Wiederbelebung der neuen durch Borkenkäferschäden freigewordenen Waldflächen werden in diesem Winter rund 50 Hektar Wald mit insgesamt 33.000 Bäumen neu aufgeforstet. Diese Pflanzung soll der gemeinsamen Erarbeitung der Waldstrategie nicht vorweggreifen, stellt Bürgermeister Otto Neuhoff klar: „Wenngleich es sich um eine Fläche von 50 Hektar handelt, ist dies in unserem rund 1250 Hektar großen Stadtwald nicht mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Wir haben die Gelegenheit der noch am Markt verfügbaren Pflanzen genutzt, den Flächen eine Zukunft zu geben.“ Eine entsprechende Maßnahme hatte die Stadt Bad Honnef bereits nach den notwendig gewordenen Forstarbeiten im vergangenen Winter vorgenommen und seinerzeit rund 10 Hektar Fichtenflächen mit neuen Bäumen bepflanzt. „Zum Einsatz kommen nun Eiche, Hainbuche, Kirsche, Ulme und Douglasie“, berichtete der Förster: „In den Zwischenfeldern findet dann eine sogenannte Naturverjüngung statt. Das bedeutet, dass die Bäume der umliegenden Bestände dort selbstständig aussamen sollen.“
Zweite Säule der vorgeschlagenen Strategie könnte das gezielte Stehenlassen befallener und absterbender Fichten sein: Auf bis zu 80 Hektar Stadtwald, was in etwa 18 Prozent der Fichtenflächen entspräche, könnte der Natur „freier Lauf“ gelassen werden. Das Käferholz würde nicht eingeschlagen und Bestände dem natürlichen Zerfallsprozess überlassen. In den nächsten Jahren würden sich die Flächen verjüngen und neuen Fichten, aber auch Pioniergehölzen wie der Birke Raum bieten. „Dies wäre allerdings nur auf Flächen möglich, in denen tote und umstürzende Bäume keine Wege und Straßen gefährden,“ betonte der Förster.
Kleinflächige Sonderlösungen bilden die dritte Säule der entworfenen Strategie: Auf etwa 85 Hektar, umgerechnet rund 19 Prozent der bisherigen Fichtenfläche, würden dann vielfältige Einzellösungen realisiert. Schutzstreifen an und in Siefen würden zum Naturschutz belassen. Zudem könnten abgestorbene Fichten in einem bis zu 15 Meter breiten Streifen als Wind- und Sonnenschutz für andere Baumbestände genutzt werden. Abgeerntete Flächen, auf denen bereits eine Naturverjüngung eingesetzt hat, sollten ohne ergänzende Pflanzungen weiter gedeihen können.
Die Ausarbeitung und Umsetzung der dreigleisigen Strategie finde in Abstimmung mit Akteuren des Umwelt- und Naturschutzes sowie privaten Waldbesitzern statt und habe bereits begonnen, teilte Bürgermeister Otto Neuhoff mit: „Zusammen mit den Pflanzungen aus dem vergangenen Winter haben wir im Zeitraum von etwa einem Jahr im Stadtwald rund 60.000 neue Bäume gepflanzt. Mit diesen Anpassungen und Veränderungen unseres Stadtwalds ist es aber nicht getan. Eine schwerwiegende Ursache für die jetzt zwingend notwendige Anpassung ist der einsetzende Klimawandel. Sowohl der Klimaschutz als auch die Anpassungen an die Folgen des Klimawandels werden für unsere Stadt immer weiter an Bedeutung gewinnen. Diesem Thema wird sich keine Bürgerin und kein Bürger entziehen können. Denn Klimaschutz und Anpassung sind Aufgaben, die nicht irgendwo an einsamen Ecken auf der Weltkarte stattfinden müssen, sondern hier bei uns vor Ort. Als Stadt gehen wir mit gutem Beispiel voran, werden diese große Herausforderung aber nur gemeinsam mit der Bürgerschaft bewältigen können.“

 

Quelle : Thomas Heinemann – Stadt Bad Honnef

20.12.2020