Jeder ist darauf angewiesen, dass sich andere Menschen bedingungslos kümmern, ganz besonders am Anfang und am Ende des Lebens. Diese sogenannte Sorgearbeit findet auch in den Jahren dazwischen statt. Zum „Equal Care Day“ am 1. März 2023 stellt sich die Frage: Wer kocht, wer putzt, wer kümmert sich, erzieht, betreut und pflegt?
Allein im professionellen Bereich sind über viermal mehr Frauen als Männer in der Fürsorge tätig, dort dann meist im Niedriglohnsektor oder in der Schattenwirtschaft. „Auch im Privaten sieht es nicht wirklich besser aus“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-Sieg-Kreises, Katja Milde. „Die Care- oder Fürsorge-Arbeit, die viele Frauen tagtäglich leisten, ist oft unsichtbar, gilt traditionell noch immer als „frauentypisch“, wird als persönliche Entscheidung betrachtet und zudem als unentgeltlich herabgesetzt. Für Frauen hat die unfaire Arbeitsteilung geringere Einkommen, eingeschränkte berufliche Perspektiven und deutlich niedrigere Renten zur Folge.“
Überall in Deutschland wird angesichts des Mangels an Menschen, die sich beruflich um andere kümmern, sei es als Erziehende, Pflegende, Lehrende schmerzhaft deutlich, dass eine Gesellschaft nicht ohne Sorgearbeit und deren Wertschätzung funktionieren kann.
Um auf diese Missstände hinzuweisen, wurde der Equal Care Day, der jährliche Aktionstag für mehr Wertschätzung, Sichtbarkeit und eine faire Verteilung der Kümmer-, Sorge- und Versorgungsarbeit, ins Leben gerufen. Er wird an mehreren Orten am 01.03.2023, organisiert durch den Trägerverein klische*esc mit vielen Kooperationspartnerinnen, bundesweit begangen. Auch in der Region finden dazu Veranstaltungen statt.
Vorträge, Workshops oder Podiumsgespräche für Betroffene, Verbündete und Engagierte gibt es am 1. März 2023 von 9:30 Uhr bis 18:00 Uhr im Haus der Evangelischen Kirche in Bonn. Interessierte können sich unter equalcareday-bonn2023.eventbrite.de anmelden.
Weitere durch den Arbeitskreis der Gleichstellungsbeauftragten im Rhein-Sieg-Kreis und in Bonn angebotene regionale Veranstaltungen rund um diesen Aktionstag gibt es unter rhein-sieg-kreis.de/betrifft-frauen. So findet beispielsweise eine virtuelle Lesung und Diskussion mit der erfolgreichen Autorin Dr. Franziska Schutzbach statt. Sie liest aus Ihrem Buch „Die Erschöpfung der Frauen“.
Im Foyer des Kreishauses in Siegburg wird die Ausstellung „Alles unter einen Hut!?“ zu Lebenslagen und Lebensfragen von Frauen vom 1. März 2023 bis zum 17. März 2023 gezeigt. Besucherinnen und Besucher können Ihr persönliches Statement abgeben und das Equal Care Manifest unterzeichnen.
Als Familienfreundliche Arbeitgeberin ist es der Kreisverwaltung wichtig, ihren Mitarbeitenden den Spagat zwischen Beruf und Familie zu erleichtern, indem sie passgenaue Lösungen rund ums Arbeitsleben anbietet. Dazu gehört neben vielen Teilzeitmodellen, mobilem Arbeiten und gleitender Arbeitszeit auch, dass Themen wie „Väter und Vereinbarkeit“ fokussiert werden und Beschäftigte trotz Teilzeit Karriere machen können.
Quelle: Rhein-Sieg-Kreis (db)
20.02.2023 – 041