Leserbrief zum Thema: Klimastabile Wiederaufforstung des Stadtwaldes statt „Massenabschuss und Kopfgeld“ in Bad Honnef vom 13.11.23


Die Jagd im Siebengebirge ist ein wichtiges Instrument für ein Gleichgewicht in der Entwicklung von Fauna und Flora. Nachdem der Borkenkäfer die Fichten vernichtet hat und das Schadholz in unzähligen Containern abtransportiert wurde, wird im FFH Gebiet  der klimaresiliente Mischwald der Zukunft angepflanzt. Die weit sichtbaren, zahlreichen Kunststoffrohre um die Baumsetzlinge zeugen von dem Aufwand, den die Stadt Bad Honnef und ihr Förster leisten. Das zentrale Entwicklungsziel des FFH/Natura 2000 Schutzgebietes Siebengebirge ist die Erhaltung und Förderung  der Laubwaldgesellschaften „… vor allem durch naturnahe Waldbewirtschaftung“ (Natura 2000-Nr. DE-5309-301). Die Bewirtschaftung des Waldes macht damit auch die Jagd erforderlich, im Bundesjagdgesetz steht in §1 nicht nur die Hege des Wildes mit einem angepassten, artenreichen und gesundem Wildbestand, sondern auch „daß Beeinträchtigungen einer ordnungsgemäßen land-, forst- und fischereiwirtschaftlichen Nutzung, insbesondere Wildschäden, möglichst vermieden werden“.  Oft wird der Begriff „Wald vor Wild“ verwendet, was hinter vorgehaltener Hand auch in verächtliches „nur ein totes Reh ist ein gutes Reh“ oder in ein „schützt den Wald, esst mehr Rehe“ interpretiert wird.

Nach Bundesjagdgesetz soll sich die Höhe des Wildbestands aus „artenreich und gesund“ und den „möglichst vermiedenen Wildschäden“ ableiten. Hierbei soll ein Ausgleich zwischen einem langfristigen, gesunden Bestand einer Wildtierart und den Ansprüchen einer Wirtschafts- und Kulturlandschaft geschaffen werden. Insbesondere das Rehwild wird neuerdings als der Feind des Waldes und der Naturverjüngung in der Forstwirtschaft bezeichnet,.Das Rotwild mit seinem imposanten Hirschen wurde bereits weitestgehend aus unserer Landschaft verdrängt, als Folge der zunehmenden Verinselung der Rotwild Bestände leidet es unter genetischer Verarmung. Die Liste des Wildes, das Land- und Forstwirtschaft schadet, kann beliebig fortgeführt werden: Schwarzwild (Wildschweine), Muffelwild, Damwild, Sikawild, usw. bis hin zu den streng geschützten Wisenten.

Die Naturschutzverbände im Siebengebirge betonen den Lebensraumanspruch des Wildes im Wald und monieren den Stress des Wildes. Teile der Jägerschaft runzeln die Stirn angesichts des sehr ambitionierten Abschussplans von 12 Rehen/100ha, was eine deutliche Zunahme der bisherigen Rehwild Abschüsse in der neuen Jagdstrategie ist. Erstaunlich, das die Stadtverwaltung sich zu einer Jagdstrategie mit dem expliziten Fokus auf Rehwildbejagung und einjährig verpachteten, kleinräumigen Pirschbezirken entschieden hat, erkennen doch die Naturschutzverbände keinen massiven Wildverbiss an den Bäumen im Siebengebirge und gibt es auch kein gesetzlich gefordertes Verbissgutachten was auf hohe Wildschäden hinweisen würde. Wegen der sehr hohen Abschussvorgaben von Rehwild werden die Jäger weniger Zeit für die Jagd auf  Raubwild wie Fuchs oder Waschbären haben, den natürlichen Feinden von gefährdeten Tierarten wie Schwarzstorch und Uhu oder Bodenbrütern wie den Waldschnepfen. Während die Verwaltung gerade unter Personalnot ächzt, muss der Förster nicht nur die Herausforderungen des Waldumbaus meistern, sondern zusätzlich auch noch die Jagd im 1200 ha großen Stadtwald mit 11 Pirschbezirken und 22 Jägern leiten. Zwei Jäger teilen sich für ein Jahr einen Pirschbezirk von ca. 100 ha für ein Entgelt von ca. 25 Euro/ha, der gemeinsam von ihnen bejagt wird. Einige rechtliche Fragen zur Vergabe der städtischen Jagdflächen als Pirschbezirke sind mit der Unteren Jagdbehörde noch offen.
Wenn die Abschussvorgabe an Rehwild erfüllt ist, will die Stadt eine Prämie von 100 Euro für jedes weitere erlegte Reh zahlen. Ist es moralisch richtig, weiter zu jagen und noch mehr Rehe zu erlegen, obwohl weder eine Seuche noch eine Gefahr droht? Der Heilige Hubertus wandelte sich einst zu einem maßvollen Jäger und wurde damit zu einem Vorbild der waidgerechten Jagd mit der Losung: „den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.“ Oder, anders gesagt, einem Förderer von Fauna und Flora.
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