„Den Verein zu gründen, war richtig. Wir haben bereits viele Menschen erreicht, der Zuspruch ist groß. Spannende Projekte sind auf dem Weg“, zieht Rolf Cremer eine erste Bilanz des jungen Vereins. Er ist der Vorsitzende des Vereins Jüdische Vergangenheit und Gegenwart in Bad Honnef, kurz JVGH. Die Gründungsversammlung hatte vor einem Jahr am 18. September 2023 stattgefunden.
Zweck des Vereins ist es, das vergangene und gegenwärtige jüdische Leben in Bad Honnef sichtbar und erlebbar zu machen. Damit wird auch ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt. Derzeit hat der Verein 50 Mitglieder. Neue sind herzlich willkommen.
Ein besonderes Augenmerk des JVGH liegt auf der Ansprache der jungen Generation. Der Dialog mit Schülerinnen und Schülern weiterführender Schulen in Bad Honnef ist auf dem Weg. Lehrerinnen und Lehrer kooperieren.
Kreative Ideen gibt es für den Jüdischen Friedhof in Bad Honnef, die selbstverständlich sorgfältiger Abstimmung bedürfen. Er ist ein Ort der Besinnung und Ruhe mit einer ganz besonderen, fast mystischen Atmosphäre. Die Einfriedung wird Instand gesetzt werden, eine Bank soll aufgestellt werden, eine Stele zur Erinnerung ist angedacht. Erste Ortstermine haben stattgefunden.
Das anspruchsvolle Projekt „Zeittafeln“ wird von Vorstandsmitglied Arno Bendels gestaltet. Es verspricht, außergewöhnlich zu werden. Mehrere Informationstafeln zu besonderen geschichtlichen Ereignissen sind fertig oder in Arbeit. Mittels QR-Codes abrufbare kurze Filme kommen den Lerngewohnheiten der jungen Generation entgegen. Sie sind spannend, besonders auch wenn Zeitzeugen zu Wort kommen. Zum Beispiel erzählt die Enkelin von Konrad Adenauer, Bettina Adenauer, über das Verhältnis ihres Großvaters zum Judentum und das Luxemburger Abkommen, das im Jahr 1952 erreicht wurde. In gleichem Stil berichtet der damalige Bürgermeister Werner Osterbrink über den Besuch ehemaliger jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger in Bad Honnef aus dem Jahre 1986. Insgesamt sind 12 bis 15 Infotafeln fertig oder in Arbeit. Die Suche nach einem geeigneten Ort für die Tafeln in der Nähe der 1938 niedergebrannten Synagoge ist noch nicht abgeschlossen.
Das Schicksal der Honnefer Juden im Nationalsozialismus hat Dr. Ansgar Klein in seinem Vortrag im Bad Honnefer Rathaus unlängst ausführlich beleuchtet. Sein Vortrag wird auch auf der Internetseite des Vereins zu sehen sein.
Kommende Termine sind Literaturcafés gemeinsam mit dem Verein Literatur im Siebengebirge (12. Oktober und 21. November 2024) und der Vortrag von Pfarrer i.R. Reinhold Heinemann im Gemeindezentrum der Evangelischen Kirche zum Thema jüdische Feiertage, Sitten und Gebräuche (25. Oktober 2024).
Stadt Bad Honnef unterstützt die Aktivitäten und das Bürgerengagement im JVGH. „Die Vereine sind ein zentraler Baustein der Demokratie, im JVGH wird zudem in besonderer Weise Geschichte und Gegenwart jüdischen Lebens in Verbindung gebracht, in einer Zeit wachsenden Antisemitismus ist dies besonders wertvoll für unser Gemeinwesen“, sagt Bürgermeister Otto Neuhoff als Vertreter der Stadt im JVGH-Vorstand.
Rolf Cremer ergänzt: „Die Nachfahren derjenigen jüdischen Bürgerinnen und Bürger, die im Nationalsozialismus ausgegrenzt, vertrieben und ermordet wurden, sind nicht unter uns. Sie fehlen. Heute haben wir die Aufgabe, der jungen Generation zu erklären, was geschehen ist, und dass wir alle daraus lernen, wie wertvoll und schutzbedürftig unsere Freiheit und Demokratie sind.“
Auf der Internetseite des Vereins Jüdische Vergangenheit und Gegenwart gibt es ausführliche Informationen: https://jvgh.de/
Quelle: JVGH (cp)
16.09.2024