Offener Brief an Dr. Stephan Ackermann, Bischof von Trier, und Pfarrer Frank Klupsch, Dechant des Dekanats Remagen-Brohltal zum Thema Nonnenwerth


Sehr geehrter Herr Bischof Ackermann, lieber Herr Pfarrer Klupsch,
sicherlich ist Ihnen die momentan unsichere Zukunft des privaten, staatlich anerkannten Franziskus Gymnasiums Nonnenwerth (FGN) hier in Remagen bekannt. Das Gymnasium befand sich über 150 Jahre in der Trägerschaft des Ordens der Franziskanerinnen der katholischen Kirche, bevor es im August 2020 durch die International School on the Rhine (ISR) in Neuss unter Geschäftsführung von Herrn Peter Soliman übernommen wurde. Ferner wurde die Insel selbst an eine Gesellschaft veräußert, deren Geschäfte ebenfalls Herr Soliman leitet.
Seit dem Frühjahr 2021 ist der Fortbestand des renommierten Gymnasiums akut gefährdet. Am 10.11.2021 hat der aktuelle Träger der Schule sogar angekündigt, diese zum Ende des laufenden Schuljahres zu schließen.
Viel ist schon berichtet worden, etliche Personen des öffentlichen Lebens haben sich zur Sachlage geäußert und es gibt zahlreiche Beiträge in den Medien. Von verschiedenen Seiten werden Anstrengungen unternommen, die angekündigte Schulschließung doch noch abzuwenden. Stadt und Land sind aktiv, ebenso viele Privatpersonen. Von einer Institution jedoch war bislang wenig bis nichts zu hören, und wir fragen uns: Wo bleibt die Stimme der Kirche, konkret des Bistums Trier und des Dekanats Remagen-Brohltal?
Das Franziskus Gymnasium Nonnenwerth ist eine der wenigen, wenn nicht die einzige Schule in der Umgebung, welche christliche Werte gezielt vermittelt und täglich mit den Schülerinnen und Schülern lebt. Dies war und ist sehr vielen Eltern wichtig. Auch bei uns gab nicht zuletzt genau dies den Ausschlag dafür, unser Kind am FGN anzumelden.
Wir begrüßen es sehr, dass sich das Generalvikariat des Bistums inzwischen vermittelnd in die Thematik einbringt. Allerdings wäre eine frühere und auch vernehmbarere Äußerung des Bistums und des Dekanates wünschenswert gewesen. Ihr Einsatz für die Schule ist sehr wichtig und es ist höchste Zeit, dass sich die Kirche auch in die öffentliche Diskussion einbringt. Immerhin wurde die Schule letztlich durch sie verkauft.
Die Lehrer, die Schüler und wir Eltern werden im Moment durch den jetzigen Schulträger in einer Art und Weise gegängelt, die fassungslos und wütend macht. Davon bekommt die Öffentlichkeit kaum etwas mit. Wir wollen das aktiv leben, was der Kirche wichtig ist und was jeden Sonntag im Gottesdienst gepredigt wird. Aber diese Werte werden schon seit Monaten vom Schulträger und vom Besitzer der Insel mit Füßen getreten. Darum brauchen wir eine starke und wirksame Unterstützung seitens der Kirche. Wir brauchen eine moralische Instanz, die keine Angst vor wirtschaftlichen Konsequenzen hat und sich mit klaren und ehrlichen Worten positioniert. Mehr noch, die an der Lösung aktiv mitarbeitet! Ein Ave Maria und eine Fürbitte im sonntäglichen Gottesdienst reichen hier nicht. Das hilft den Lehrern, uns Eltern und den Kindern nur bedingt, sich täglich aufs Neue für den nächsten Winkelzug zu wappnen.

Wir verstehen nicht, warum sich das Bistum und auch das Dekanat bezüglich der angekündigten Schließung dieser traditionsreichen Schule in der Öffentlichkeit bisher so bedeckt hält. So wie Gott für uns Menschen da ist, so sollte auch jetzt die Kirche vor Ort für unsere Kinder und für die Lehrer da sein. Sonst wird vieles unglaubwürdig, was von uns Christen erwartet wird und was wir als christliche Werte versuchen weiterzutragen. Die Menschheit braucht junge Leute, die Werte wie Menschlichkeit, Respekt, christliches Miteinander, Empathie, Rücksicht usw. gelernt und verinnerlicht haben und in ihr Leben und in ihre berufliche Tätigkeit einfließen lassen. Das ausschließlich auf Profit ausgerichtete Verhalten, wie im Moment von Herrn Soliman vorgelebt, zeigt doch in aller Deutlichkeit, wie sehr es der Menschheit daran mangelt. Und wenn er damit zum Ziel käme, was für eine verheerende Wirkung hätte dies auf unsere Kinder? Soll nur derjenige erfolgreich sein, der über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügt und über Leichen geht?
Wir appellieren an Sie, Herr Dr. Ackermann als Bischof des Bistums Trier, und auch an Sie, Herr Klupsch als Dechant des Dekanats Remagen-Brohltal, sowie an alle christlichen Amtspersonen in der Region, die Schule nicht im Stich zu lassen. Wir wollen unsere Kinder nicht auf andere Schulen geben müssen. Wir möchten eine Bildung und Erziehung im Sinne christlicher und ethischer Werte. Aber dafür brauchen wir dringend jede Unterstützung, aktiv, moralisch, öffentlich wirksam und mit Nachdruck – auch von Ihrer Seite. Dazu fordern wir Sie eindringlich auf.

Mit freundlichen Grüßen
Helga Feyrer  – Dr. Stefan Feyrer

 

(Eltern)

Remagen, 19.11.2021