Das wars!

Dreamboys vom Rhing 2023 -- Foto© Thomas Scheben

Eine Erinnerung von Peter Hurrelmann.

Eine gehörige Portion Wehmut ist schon dabei, wenn wir unsere wilden 22 Jahre als „Dreamboys“ Revue passieren lassen. Was die Hausfrau damals nicht wusste, wir trainierten die ersten Jahre mindestens einmal die Woche abends vor der Käsetheke im HIT. Unser durchsetzungsfähiges Gewitter – Blitz und Donner – Andrea Steinbach-Jungheim und Petra Brethauer haben von Anfang an versucht, uns Tanzschritte beizubringen, die wir dann auch noch gemeinsam synchron abwickeln sollten. Das war nicht einfach und manchmal waren raue Töne notwendig um uns wieder auf die Spur zu bringen. Später kam Jenny Steinbach als weitere selbstbewusste Trainerin dazu.

Vierzehn Tänzer waren wir und hatten jährlich um die 15 Auftritte in der gesamten Region. Am liebsten auf quirligen Mädchensitzungen. Da konnten wir zeigen was wir können. Denn was wir ihnen vorgemacht haben, konnte wirklich niemand nachmachen. Ausgezeichnete Spaßtänzer waren wir. Ausgezeichnet mit dem 1. Platz der „Rheinland-Pfalz Meisterschaften der Männerballette“. Und die Mädels haben unser Treiben auf den Bühnen der närrischen Region stets mit außerordentlichem Jubel honoriert. Wir waren Kölner Sterneflieger, Cowboys, Miss Waikiki, Michael Jackson, Atemlos, Genesis, ABBA, amerikanische Cops und, und, und. Aber immer wieder waren wir am liebsten Kapitäne in Marineuniform. „In the Navy“. Weite Anreisen führten uns ganz tief ins tief in das verschneite Sauerland nach Eslohe. Es gibt übrigens von den Sauerland-Mädels wieder eine Anfrage für 2024. Schade, geht leider nicht mehr! Unsere weiteste Anfahrt war 2006 nach Berlin. Wie ein Pinball hetzte der kleine Bus am Nachmittag mit den „synchronen Dreamboys“ durchs verschneite Rheinland. Vier Auftritte. Jedes Mal Adrenalin pur. Jedes Mal neue blaue Flecken. Jedes Mal klatschnass. Und dann ab, pünktlich am Airport. Der Flieger hatte Verspätung. Gelegenheit nochmal im Terminal 2 zur Belustigung der Reisenden zu trainieren. In unseren geliebten Kapitänsuniformen mischten wir dann den Flieger auf. Persönliche Begrüßung der „Dreamboys“ durch den Kapitän über die Sprechanlage. Bei den Auftritten hatten sich einige ihre Knöpfe an den Jacken abgerissen. Die Stewardess: „Ist ein Schneider an Bord?“. Eine Frau meldete sich, die Knöpfe wieder anzunähen. Dafür gab’s `nen Orden und ein Dreifaches Alaaf in 8.000 Meter über Helmstedt. Der Flieger johlte. Nach Mitternacht stürzten wir uns dann auf die Bühne der tobenden Party in der NRW-Landesvertretung. Die Menge kochte. Wir erwarteten nichts. 1.200 NRW-Berliner mit einer ganz tiefen karnevalistischen Sehnsucht nach Kölle. Wir haben ihnen ein kleines Stückchen närrische Heimat mitgebracht und gaben alles. Weit über unsere Erschöpfung hinaus. Und wir bekamen alles zurück. Sensationeller Applaus, jubelnde, kreischende, phänomenale Stimmung. Unbeschreiblich!

Wir waren mit der „StattGarde Colonia Ahoj“ im gemeinsamen Trainingslager. Wir haben die Welle gemacht und flogen mit dem Traumschiff Surprise. Wir haben alle Prinzessinnen in den Sälen besungen und mit den Mädels „An Tagen wie diesen“ ein bisschen Unendlichkeit erlebt.

Und nun ist der letzte Tanz getanzt! Und jetzt stehen wir hier auf der Kurhausbühne. Die Abschlussfigur ist aufgebaut; hinter uns krachen die Konfettikanonen und vor uns singen die Mädels: „Wir sagen Dankeschön – 20 Jahre die Dreamboys“. Wir könnten heulen. Vorbei! Eine unglaublich tolle Zeit in der wir aber auch gelernt haben, dass es nicht immer perfekt sein muss. Hauptsache es ist wundervoll.

 

Peter Hurrelmann – Dreamboy

31.01.2023