„Wald der Zukunft“ – Experten tauschen sich bei Online-Symposium aus

Schäden im Stadtwald Foto:© Thomas Scheben

Die Zukunft der Wälder in der Region war jetzt zentraler Punkt eines Onlinesymposiums mit Wald-Expertinnen und –Experten. Borkenkäfer und Klimawandel setzen unseren Wäldern zu und Extremwetterereignisse haben gezeigt, mit welch verheerenden Auswirkungen auch in Zukunft zu rechnen ist. Die Bilder der Windwürfe nach den Stürmen Kyrill und Lothar haben viele noch vor Augen.

Der Rhein-Sieg-Kreis hatte daher im Rahmen seiner Klimaanpassungsstrategie Vertreterinnen und Vertreter der Forstwirtschaft und des Waldbaus, Waldbesitzende, Naturschutz-Fachleute, Kommunen und Mitglieder des Kreistages zu einem Online-Symposium eingeladen, um über die Folgen und vor allem die Zukunftsperspektiven für den Wald und die Waldbewirtschaftenden zu diskutieren.

Einen Tag lang tauschten sich mehr als 60 Teilnehmende intensiv und teilweise auch kontrovers zu den unterschiedlichen Themen aus. Der Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft, Stefan Schütte, erläuterte die aktuelle Schadenssituation in der Region und die Waldbaustrategie des Landes. Es gehe dem Wald in der Region schlecht, denn nicht nur die mittlerweile fast völlig abgestorbene Fichte, sondern auch alte Laubwälder seien geschädigt.

Viele Klimaprognosen gehen von einer deutlichen Steigerung der Jahresmitteltemperatur in Nordrhein-Westfalen aus – mit erheblichen Konsequenzen für die Vegetation. In NRW bedeute dies bis 2070 die Begünstigung von Flaum- und Steineichenwäldern, die man derzeit am Mittelmeer finde, heißt es beispielsweise in einer Studie der Forstlichen Versuchsanstalt Baden-Württemberg. Diese seien aufgrund ihres unregelmäßigen Wuchses für klassische Forstprodukte aber nur bedingt nutzbar.

Die Folgen für die Waldwirtschaft skizzierte unter anderem der Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Eitorf, Christoph Welz. Er führte den Teilnehmenden die alltäglichen Probleme bei der Waldbewirtschaftung und Planung von Wiederaufforstungen vor Augen. Gerade die Wiederbewaldung sei eine Aufgabe von Generationen und über lange Zeit defizitär, bedingt durch die hohen Fixkosten.

Achim Baumgartner vom BUND Rhein-Sieg plädierte für eine neue Standortbestimmung in der Forstwirtschaft. Kahlschläge, der Einsatz schwerer Maschinen, übermäßiger Wegebau und das alleinige Setzen auf Aufforstungen seien für viele Waldfunktionen kontraproduktiv. Er mahnte eine differenziertere Vorgehensweise auch in Abhängigkeit von den Schutzgebieten an. Der Vorsitzende des Naturschutzbeirates, Dr. Norbert Möhlenbruch, verwies in dem Zusammenhang auf die Erfahrungen vor allem aus dem Privatwald. Dieser sei verantwortlich für eine Vielzahl von Ökosystemdienstleistungen und Naturschutzerfolge, obwohl er regelmäßig bewirtschaftet werde.

Auch die Bedeutung der Regulierung von Wildbeständen für die Entwicklung eines klimastabilen Waldes und die Forderung nach einem höheren Anteil von Holz als Baustoff waren noch Thema der Online-Veranstaltung.

 

Weitere Informationen zum Online-Symposium gibt es auf rhein-sieg-kreis.de/wald-der-zukunft .

 

Quelle: Rhein-Sieg-Kreis (db)

22.03.2023 – 090