2 Jahre Aktion „Gemeinsam statt Einsam“ — Was bisher geschah und wie die Zukunft aussieht

"Gemeinsam statt Einsam"

Im Rahmen eines Informationstages anfang November zogen die Organisatoren der Aktion „Gemeinsam statt Einsam“ (GsE) ein Resümee über die bisherige Arbeit.

Der Gemütliche Kaffeeklatsch zieht ab Januar 2024 um in das Gemeindezentrum der evangelischen Gemeinde in der Luisenstraße; das Bunte Haus ist zu eng geworden; das ist uns Anlass über die bisherige Arbeit zu berichten und nach vorne zu schauen; wir haben viel vor.

Wichtig: Im Grundsatz richtet sich die Initiative an alle Generationen

Der Blick zurück:

1.: GSE

Die Initiative Gemeinsam statt Einsam  wurde Ende 2021 gegründet in der Erkenntnis, dass die Corona-Zeit weit mehr einsame Menschen zurückgelassen hat, als es vorher schon gegeben hatte. Aus der Perspektive der beteiligten Organisationen, insbesondere der Seniorenvertretung, war es überfällig, sich in einer Stadt mit einem so hohen Anteil an älteren und alten Menschen, dem Thema Einsamkeit anzunehmen. Heute wissen wir, dass Einsamkeit und Corona-Zeit auch Kinder und Jugendliche in besonderer Weise betroffen hat; Einsamkeit gilt inzwischen als eine gesellschaftliche Herausforderung.

Als erste Maßnahmen hatte die Organisatoren einen Telefondienst zu Weihnachten 2021 und einen Besuchsdienst, auf der Basis eines von der Stadt während der Corona-Zeit etablierten Hilfsdienstes angeboten.

Es zeigte sich, dass es gar nicht so einfach ist, als unbekannte Initiative an unbekannte Menschen heranzukommen. Es kommt hinzu, dass Einsamkeit ein schambehaftetes Thema ist, und die Menschen über ihre Betroffenheit gar nicht gerne sprechen. Es reicht also nicht aus, Gutes tun zu wollen, sondern es müssen Wege zu den Menschen gefunden werden.

2.:Der Gemütliche Kaffeeklatsch

Im Laufe des Jahres 2022 wurde deshalb die Idee für ein Senioren-Café geboren, das ein niederschwelliges Angebot für alle Senioren sein soll, mit anderen Menschen in vergleichbarer Lebenssituation in ungezwungener Atmosphäre zusammen zu kommen und soziale Kontakte zu schaffen.

Der 1. Gemütliche Kaffeeklatsch fand im Oktober 2022 in einem alten Unterrichtsraum unter unvergessen beengten Bedingungen, aber bester Stimmung in der KASch statt; die Resonanz war schon sehr gut und hat uns gezeigt, auf dem richtigen Weg zu sein. Wir konnten dann bereits zum 2. Gemütlichen Kaffeeklatsch in das Bunte Haus umziehen, wo unsere Gäste und wir uns sehr wohlfühlen.

Alle Senioren sind herzlich willkommen, das versuchen wir, sie auch spüren zu lassen. Mit kleinen Vorträgen zu aktuellen Themen und anderen Beiträgen, die auch z.T. von den Teilnehmern selbst kommen und viel Zeit zum Klönen, mit selbstgebackenem Kuchen und einem mehr als 10köpfigen stets gutgelaunten geschätzten Helferteam, wollen wir einen anregenden Nachmittag in einer Wohlfühlatmosphäre schaffen. Dazu gehörten auch zwei Sommernach-mittage im Hof von Weingut Broel. Kurze Informationen zu aktuellen Themen, werden von den Teilnehmern auch gerne angenommen; Senioren wollen auch informiert sein, das ist unsere Erfahrung eines Jahres.

Grundsätzlich verstehen wir den Gemütlichen Kaffeeklatsch als eine Plattform, als ein Angebot für soziale Begegnungen und soziale Teilhabe und eine Zeit der Gemeinsamkeit; nur ein Angebot, das letztendlich jeder selber für sich annehmen muss. Dass sich inzwischen eine wachsende Gruppe gebildet hat, die sich auch zum Kartenspielen trifft, ist ganz in diesem Sinne.

Es zeigt sich, dass Bedarf für Begegnungsmöglichkeiten in Bad Honnef besteht, dass unser Senioren-Café sehr gut angenommen wird, und die Teilnehmerzahl steigt, obwohl das Bunte Haus für viele nicht einfach zu erreichen ist. Wir haben regelmäßig 40+ Teilnehmer und freuen uns auch über die Teilnahme von Menschen mit Behinderung aus Hohen Honnef. Dass das Bunte Haus für uns mit der Teilnehmerzahl zu klein geworden ist, sehen wir als ein gutes Zeichen. Gemeinsam ist eben besser als allein.

Ende November 2023 werden wir den 10. Gemütlichen Kaffeeklatsch noch im Bunten Haus feiern können. In zwei Beiträgen werden wir uns mit der Patientenverfügung und der Vertreter-Regelung befassen.

3.: Weihnachtsessen 2022  

Ein wichtiges weiteres Ereignis der Gemeinsamkeit, war das Weihnachtsessen am 22. Dezember 2022 im Alten Rathaus, zu dem wir von der Familie Schwalb dankenswerter Weise eingeladen wurden. Für viele unserer Gäste war es wahrscheinlich das einzige Weihnachtsessen in Gemeinschaft an Weihnachten 2022. Wer sind die Menschen, die wir erreichen wollen bzw., die wir erreichen?

Wir alle haben während und nach der Corona-Zeit sehr viel zum Thema Einsamkeit gelernt und wissen inzwischen wie dieses subjektive und nicht verhandelbare negative Gefühl, die Menschen erst krankmachen und dann zerstören kann. Einsamkeit tut weh. Dies gilt für Jung und Alt gleichermaßen, die auslösenden Gründe allerdings sind recht unterschiedlich. Die Vorstellung, dass in dieser Stadt, in der so viele alte Menschen wohnen, es eine relevante Anzahl gibt, die so gut wie keine sozialen Kontakte mehr haben und darunter vielleicht leiden, spornt uns – gemeinsam statt einsam – an.

Einpersonenhaushalte von Frauen über 75 Jahren, bilden in absoluten Zahlen die große Mehrheit der wachsenden Gruppe der Single-Haushalte, auch weil die Männer früher sterben. So sind es auch bei den Teilnehmern am Gemütlichen Kaffeeklatsch ganz überwiegend Frauen, meistens Witwen. Die Kinderlosen unter ihnen haben häufig gar keine oder nur sehr weit entfernte Familienangehörige, sie leben quasi alleine auf dieser Welt und haben z.T. auch nur sehr eingeschränkte soziale Kontakte, weil sie auch recht alt sind. Die Situation hat sich durch Corona massiv verschärft, weil alle Strukturen, sich zu treffen zunächst zerstört waren und es für alle Menschen nicht so leicht ist, Alternativen zu finden oder an neues Altes wieder anzuknüpfen. Andere Hochbetagte verlieren nach jahrzehntelanger Ehe ihren Mann, und Halt und sind in hohem Alter auf einmal mit einer Lebenssituation herausgefordert, die sie vergleichbar noch nie meistern mussten und die sie einsam macht. Wir haben aber auch einen zunehmenden Anteil an Eheleuten, die, weil sie beide alt und gebrechlich geworden sind oder auch nur einer der beiden, sich danach sehnen mal unter Leute zu kommen.

Menschen brauchen Gemeinschaft, soziale Kontakte und Begegnungen und dies erst recht, wenn der eigene Haushalt leer geworden ist, und mit dem Eintritt ins Rentenalter die Kontakte zu Arbeits-kollegen weggefallen sind. Allein zu sein, heißt nicht einsam zu sein, und so kommen auch nicht nur einsame Menschen zu uns. Mit dem Älterwerden geht häufig das soziale Umfeld verloren oder es schrumpft zumindest und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, dann, wenn die Mobilität eingeschränkt ist.

In dieser Situation müssen neue Orte der Begegnung geschaffen werden, sogenannte Dritte Orte – und der Gemütliche Kaffeeklatsch möchte so einer sein.

v.L. Erika Ost (Aalkönigs-Komitee), Helga Ebel-Gerlach (Gesundes Bad Honnef e.V.) , Nadine Batzella (Fachdienstleiterin Soziales und Asyl), Susanne Langguth (Seniorenvertretung), Laura Solzbacher (Bündnis für Familie), Lieselotte Zastrow (Seniorenvertretung), Holger Heuser (1. Beigeordneter der Stadt Bad Honnef)

Der Blick nach vorne:

1.: Der Umzug in die Luisenstraße dank großartiger Sponsoren

Zum Januar 2024 werden wir umziehen und den Gemütlichen Kaffeeklatsch künftig in den Räumen der ev. Gemeinde in der Luisenstraße durchführen. Das sehen wir als ein großes Geschenk für unser Anliegen und als Ansporn für die weitere Arbeit. Es sind nicht nur die Räumlichkeiten, die sogar für mehr Menschen Platz bieten, als wir im Augenblick benötigen und die eine bessere technische Ausstattung besitzen, sondern die Luisenstraße liegt in der Mitte unserer Stadt und ist auch für diejenigen, die nicht mehr so mobil sind, gut zu erreichen.

Eine passende Unterkunft zu finden, war nicht ganz einfach, jeder weiß, wie schwierig es in Bad Honnef ist, überhaupt Räumlichkeiten für Begegnungen zu finden, zumal gse über keinerlei eigene finanzielle Mittel verfügt, einmal abgesehen von einer Weihnachtsspende 2022 von einem Honnefer Unternehmen,

Und in der Luisenstraße sind die Mietkosten für uns grundsätzlich nicht finanzierbar. Ohne Unterstützung von Dritten, hätten wir den Umzug keinesfalls stemmen können.

Insofern sind wir überglücklich über die – unerwartete – Förderung durch den Aalkönig. Der Aalkönig, das ist bekannt, bewirkt mit seiner finanziellen und unbürokratisch ermöglichten Unterstützung vieler Projekte im Jugendbereich viel Gutes. Und das gilt nun auch für uns und hat den Ausschlag dafür gegeben den Mietvertrag unterschreiben zu können. In Verbindung mit einer ebenfalls sehr großzügigen privaten Spende, können wir uns bis auf weiteres voll auf unsere Arbeit konzentrieren und müssen nicht bangen, die Miete im nächsten Monat nicht zahlen zu können. Ein besonders großes Dankeschön geht an den Aalkönig, heute hier vertreten durch Erika Ost, sowie einem weiteren wunderbaren Spender, der nicht genannt werden will.

2.: Die Generationen zusammenbringen

Wir haben den Aalkönig aber nicht nur deshalb zu unserem Gespräch hinzugebeten, um öffentlich Danke zu sagen, sondern weil wir nun als Mitglied in der Familie der Aalkönig-Förderprojekte eine gute Chance sehen, über einen Austausch zwischen den Generationen konkret nachzudenken – Jung und Alt haben sich viel zu sagen, können sich gegenseitig reich beschenken – und auch das würden wir im Rahmen von gse sehr gerne befördern.

3.: Gemütlicher Kaffeeklatsch nun einmal monatlich

Wir nutzen die Gelegenheit des Umzugs, den Rhythmus für den Gemütlichen Kaffeeklatsch zu verkürzen und werden nun einmal im Monat zusammenkommen, bisher lagen 6 Wochen dazwischen. Die Resonanz darauf bei unseren Senioren ist sehr positiv.

Wir wissen, dass der Gewinn für den Einzelnen aus so einer Begegnungsmöglichkeit, mit der Häufigkeit der Möglichkeit sich zu treffen zunimmt, ein wöchentlich stattfindender Gemütlicher Kaffeeklatsch wäre die beste Lösung; davon sind wir allerdings noch weit entfernt.

4.: ‚Gemeinsam Tanzen‘

Einen Schritt in diese Richtung, mehr Begegnung zu schaffen, haben wir fest geplant: Wir wollen unsere Aktivitäten ab Anfang 2024 um eine regelmäßige Veranstaltung ‚gemeinsam tanzen‘ für Senioren erweitern und sind dazu in Gesprächen.

Wir konnten uns vor Ort in Bergisch Gladbach bei dem vom dortigen Seniorenbeirat organisierten Tanzcafé überzeugen, was Musik und die Aufforderung zum Tanz mit den Menschen machen. Es war begeisternd schon beim ersten Tanz 20,30 Menschen auf der Tanzfläche zu sehen.

5.: Gemeinsames Weihnachtsessen

Wir freuen uns sehr (zusammen mit dem Alten Rathaus, der Familie Schwalb) hier und heute ankündigen zu können, dass wir wieder zu einem Weihnachtsessen am 22. Dezember einladen werden. Weihnachten ist ein sehr emotionales Fest und lässt viele spüren, wie alleine sie sind. Das möchten wir wie in 2022 ein Stück weit auffangen. Und die Freude darauf ist groß.

Wir dürfen festhalten, dass wir uns viel vorgenommen haben! Aber, es gibt auch noch viel zu tun.

gse möchten allen danken, die im ablaufenden Jahr unsere Arbeit in vielfältiger Weise unterstützt haben. Wir danken denen, die unserer Einladung zum Gemütlichen Kaffeeklatsch so treu und zahlreich gefolgt sind und sich aktiv einbringen. Wir danken unserem Team, die Backen, Kaffeekochen, auf- und abräumen und auch noch Zeit für unsere Gäste finden. Und wir danken denen, die über den Gemütlichen Kaffeeklatsch und das, was eigentlich dahinter steckt berichten und danken für Ihr Kommen heute. Wir werden Sie weiterhin auf dem Laufenden halten.

Termin nächster Kaffeeklatsch:

29.November 2023 — Buntes Haus — 10. Gemütlicher Kaffeeklatsch Thema: Patientenverfügung, Vertretungsvollmacht

22.Dezember 2023 — Altes Rathaus Weihnachtliches Mittagessen

 

Quelle: Aktion  „Gemeinsam statt Einsam “ (sl)

16.11.2023