Gedenktag mit Zeitzeugin für die Opfer des Nationalsozialismus in Bad Honnef

Zeitzeuge Pninan Katsir im Gespäch mit Schülern in der Gesamtschule Sankt Josef-- Foto ©Thomas Scheben

Auch in Bad Honnef wurde an die Opfer des Nationalsozialismus am vergangenen Mittwoch  (24.1.24) gedacht.

Bereits zum 2.mal hatte die Friederich Ebert Stiftung zu dieser besonderen Veranstaltung in die Gesamtschule Sankt Josef eingeladen.

Eine Zeitzeugin, die 94-jährige Pnina Katsir erzählt zusammen mit dem Bonner Historiker Prof Dr. Friedhelm Boll, vor rund 100 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 10, ihre Geschichte aus der Zeit des Nationalsozialismus.

Die im Jahre 1930 in Rumänien geborene Frau war fünf Jahre alt, als die Sowjetunion ihre Heimatort SIRET in der Nord-Bukowina besetzte. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion fiel ihre Heimat in deutsche Hände. Angetrieben durch ukrainische Truppen wurden alle Juden in ein völlig überfülltes Ghetto gepfercht. Die Familie wurde aus der Stadt vertrieben und mit Eisenbahnwaggons an den Fluss Dnister deportiert, den sie samt ihren Habseligkeiten überqueren sollten. Angetrieben durch das ukrainische Militär ertrank die Mehrheit der Deportierten auf erbärmliche Weise, während die Familie von Frau Katsir einen Flößer fand, der sie übersetzte.  Auf der ukrainischen Seite kamen sie wieder in ein Ghetto, wo mehrere Familien in einem Raum leben mussten. Ohne Betten, Schränke und Tische hausten mehrere Familien auf dem Boden, wo sie sich nachts nur mit einem Teppich zudecken konnten. Extreme Kälte und unbeschreiblicher Hunger begleiteten sie zweieinhalb Jahre. Wir waren wie die Tiere, nur auf Nahrungssuche.

Frau Katsir erzählt über den täglichen Kampf ihrer Familie um das Überleben und die Grausamkeiten der Verfolgung.

„Lange konnte ich nicht über meine Geschichte sprechen.“ sagte Katsir die in Israel lebt, erst nach einer Therapie, die ich im Alter von 80 Jahren auf Anraten meiner Familie machte, ging es und so Reise ich nun umher und bringe diese, „meine“ Geschichte in Erinnerung.

Bei der rund 2 Stunden andauernden Gesprächsrunde hätte man eine Stecknadel fallen hören, so gespant hörten die Schülerinnen und Schüler den Ausführungen zu.

Im Anschluss an die Veranstaltung in der Aula fand innerhalb der Jahrgangsstufe eine Schreibwerkstatt statt.

 

(eb) Fotos :© Thomas Scheben

 

24.01.2024