Die AWO-Sozialberatung wird mobil : „Wir beginnen mit dem Wetter und landen bei einer Notlage“

Uta Göpfert mit Klienten - AWO-Beratungsmobil -- Foto© AWO Bonn-Rhein-Sieg e.V. 2024

Die Arbeiterwohlfahrt Bonn/Rhein-Sieg (AWO) baut ihre Sozialberatung für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis weiter aus. Erstmals bietet die AWO jetzt auch eine mobile Beratung an den Tafel-Standorten an. In den Beratungszentren in Bonn Bad Godesberg und Siegburg hatte die AWO erst im August ihr Beratungsangebot erweitert. Das sei dringend notwendig gewesen, weil sich die Lage vieler Menschen vor dem Hintergrund von Krieg, Inflation und Rezession verschlechtert habe, erklärt Geschäftsführerin Barbara König die erhöhte Nachfrage.

 Die Zahl der Ratsuchenden habe sich seit 2020 verdreifacht. „Das ist nur die Spitze des Eisbergs, weil viele Betroffene aus Scham gar nicht zur Sozialberatung gingen“, schildert König. „Viele Bedürftige wissen außerdem gar nicht, dass es solche Beratungsangebote gibt und dass wir ihnen ganz konkret helfen können.“ Deshalb bietet die AWO jetzt eine mobile, niederschwellige Sozialberatung an. Während der Öffnungszeiten der vier AWO-Tafeln in Hennef, Bad Honnef, Königswinter und Much ist die Sozialpädagogin Uta Göpfert mit ihrem Beratungsmobil vor Ort (siehe Termin-Übersicht). „Bedürftige können dort also doppelte Hilfe erhalten.“ Das Angebot sei aber nicht auf Kundinnen und Kunden der Tafeln beschränkt. „Wir wissen, dass der Weg zum Beratungszentrum nach Siegburg für viele Menschen im Rhein-Sieg-Kreis weit ist und für Menschen mit eingeschränkter Mobilität sogar unerreichbar scheint. Jetzt finden Sie Hilfe um die Ecke in ihrer Nachbarschaft.“

Das Pilotprojekt habe sehr gut begonnen und sei auch in die soziale Infrastruktur vor Ort eingebunden. „Meine ersten Erfahrungen sind ausgesprochen positiv“, beschreibt die Sozialpädagogin Uta Göpfert ihre Eindrücke. „Ich spreche die Menschen direkt an, die Tür meines Beratungsmobils ist offen.“ Meist beginne das Gespräch zwanglos. „Wir beginnen mit dem Wetter und landen dann bei einer konkreten Notlage. “ Diese Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen, sei für die meisten Menschen viel leichter, als einen Termin in der Beratungsstelle zu vereinbaren, erzählt Göpfert. „Die Hürde ist niedriger.“

Demokratieskepsis hat soziale Ursachen

Das Beratungsmobil ist ein Pilotprojekt der AWO Bonn/Rhein-Sieg. Geschäftsführerin Barbara König will herausfinden, ob das Konzept mehr Menschen erreicht. „Als AWO können wir uns gut vorstellen, die mobile Beratung weiter auszuweiten, wenn dieses niederschwellige Angebot angenommen wird. Vorausgesetzt, es lässt sich finanzieren.“

Der Beratungsbedarf ist nach Beobachtung der AWO mittlerweile nicht nur bei Empfängern staatlicher Leistungen gestiegen, sondern auch bei Beschäftigten mit durchschnittlichen Einkünften, vor allem, wenn sie damit eine Familie ernähren müssen. Ein weiterer Grund für den gestiegenen Beratungsbedarf sieht König in der zunehmenden Komplexität der Beratung und der ausufernden Bürokratie.

Die staatlichen Stellen täten gut daran, darauf zu reagieren. „Die Demokratieskepsis vieler Menschen hat auch mit solchen Erfahrungen zu tun“. „Wer Rechtsextremismus bekämpfen will, muss der sozialen Wirklichkeit ins Auge schauen“, rät die Geschäftsführerin der AWO deshalb auch im Hinblick auf die gegenwärtigen Kundgebungen. „Guter Rat ist nicht teuer, aber fehlender Rat kommt die Gesellschaft teuer zu stehen.“

 

Termin-Übersicht der mobilen Sozialberatung der AWO

Die mobile Sozialberatung ist zu folgenden Zeiten vor Ort:

  • Hennef (Beethovenstr. 33): freitags von 14:00 bis 16:00 Uhr
  • Bad Honnef (Rathausplatz): montags von 13:30 bis 17:00 Uhr
  • Königswinter (Cleethorpeser Platz 5): mittwochs von 14:00 bis 17:00 Uhr
  • Much (Schulstaße 2): donnerstags von 11:00 bis 14:30 Uhr

 

Quelle: AWO Bonn/Rhein-Sieg – Günther Damm


07.03.2024