
Mit Max Becker steigt ein echter „Honnefer Junge“ als Headcoach der Dragons Rhöndorf in den Ring. Im Interview erklärt der 26-Jährige, dass er schon früh von dem Job geträumt hat und wie wichtig die Kulisse im Dragon-Dome für Entwicklung junger Spieler ist. Außerdem gibt er Einblicke, womit die Fans rechnen dürfen und wie die strategische Ausrichtung des neuformierten ProB-Teams aussieht.
Dragons Rhöndorf: Du hast als Jugendlicher in der Menzenberger Halle die Spiele der Bundesliga-Mannschaft verfolgt. Nun bist du Headcoach der Dragons. Hättest du dir das träumen lassen?
Max Becker: Träumen lassen vielleicht schon, eine realistische Vorstellung gab‘s damals natürlich noch nicht. Das ich aber viel mit dem Standort verbinde ist klar. Ich stamme aus Bad Honnef, habe in der Menzenberger Halle meinen ersten Korb geworfen, alle Jugendmannschaften durchlaufen und auch die ersten Schritte als Trainer gemacht. Die Dragons haben mich also basketballerisch sozialisiert.
Mit anderen Worten, für dich wird doch ein Traum war?
Auf jeden Fall! Als erste Station im Profi-Basketball sind die Dragons das Beste was ich mir vorstellen kann. Gerade auch weil es mein Zuhause ist.
Mit 26 Jahren Headcoach in der ProB, zweifellos eine große Herausforderung. Was entgegnest du Leuten, die dir mangelnde Erfahrung und ein zu dünnes Netzwerk für die Aufgabe nachsagen?
Ich denke, dass Alter ist grundsätzlich zweitrangig. Außerdem habe ich eine Menge Berufserfahrung vorzuweisen. Ich habe schon mit 18 entschieden, dass Basketballtrainer mein Beruf sein soll. Und durch die Arbeit an vielen Standorten, wie Ulm, Gießen und Bonn, habe ich mir ein Netzwerk und einen Erfahrungsschatz aufgebaut, sodass ich mir die Aufgabe zu 100 Prozent zutraue.
Trotzdem, ist es nicht schwierig mit Profis zu arbeiten, die teils deutlich älter sind als man selbst?
Nein, überhaupt nicht. Am Ende des Tages interessieren jeden ambitionierten Spieler nur optimale Entwicklungsmöglichkeiten. Ich will es mal einfach formulieren: als Trainer muss ich einen Spieler davon überzeugen, im Rahmen meiner Möglichkeiten und jederzeit bereit zu sein, das zu leisten, was ihn besser macht. Eine Frage der Persönlichkeit und des Vertrauens, das Alter ist Spielern in dem Zusammenhang völlig egal.
Du befindest dich gerade in der Phase, gute Spieler zu verpflichten, die als Team harmonieren. Kannst du uns schon ein wenig verraten, welches Gesicht die Dragons in der nächsten Saison haben werden?
In den kommenden Jahren möchten wir möglichst viele Spieler, die aus der Jugendarbeit der Koopartionspartner Bonn/Rhöndorf heranwachsen, an die ProB heranführen. In der nächsten Saison soll dazu der Grundstein gelegt werden. Sprich es werden möglichst viele Jungs aus dem Nachwuchsprogramm fest im Kader etabliert. So möchten wir unsere Talente auf und neben dem Feld weiterentwickeln. Dabei werden sie von ein paar erfahrenen Profis unterstützt. Das primäre Ziel lautet: Eine junge, entwicklungsfähige Mannschaft zu haben, die an den richtigen Stellen von erfahrenen Spielern unterstützt wird, sodass wir zu 100 Prozent wettbewerbsfähig sind.
Klingt ein wenig nach Restart. Folglich werden wir nächste Saison nicht viele Spieler der vergangenen Saison erleben?
Wir haben die vergangene Saison reflektiert und uns war es wichtig, viele frische und neue Impulse zu setzen. Dabei ist die Verjüngung des Teams ein entscheidender Schritt. Natürlich sind wir mit dem ein oder anderen im Gespräch. Es ist sicherlich kein Geheimnis, dass einige Jungs, mit denen wir gerne weiterarbeiten würden, Angebote von US-Colleges haben. Auch abhängig davon, lässt sich aktuell noch nicht sagen, wer bleibt. Klar ist aber schon, dass das Team viel frischen Wind bekommen wird.
Du zählst auch weiterhin zum Trainerstab des BBL-Teams der Telekom Baskets. Was deshalb Sinn macht, weil das Spielsystem aufs ProB-Team übertragen werden soll. Kannst du uns das Konzept von Headcoach Marko Stankovic mit einfachen Worten näherbringen?
In erster Linie geht es bei unserem Konzept darum, sogenannte Habits, also Gewohnheiten, zu installieren. Es gibt fundamentale Grundlagen, die von der BBL bis in den U14-Bereich herunter gebrochen werden. In jeder Altersstufe kommen dann Inhalte hinzu. So erleichtern wir den Spielern Schritt für Schritt ihre Entwicklung zu machen. Das Spielsystem sieht vereinfacht so aus, dass wir viel Druck in der Verteidigung ausüben wollen. Unsere erste Option in der Offense ist schnelles und aggressives Spiel, mit dem wir uns Vorteile erspielen und diese ausnutzen möchten. Kurzum, es geht um modernen und schnellen Basketball mit einer hohen Aggressivität in der Defensive.
Die Fans dürfen sich also auf attraktiven und kämpferischen Basketball einstellen. Welche Ziele hast du dir für die kommende Saison ganz persönlich auf die Agenda geschrieben?
Mir ist erstmal wichtig eine gute Mannschaft zusammenzustellen. Da sind wir auf einem guten Weg. Wir haben mit vielen Jungs gesprochen, die sich mit dem Projekt hundertprozentig identifizieren und darauf brennen, die Dragons zu repräsentieren. Genaue Ziele festzulegen ist schwierig, weil die Liga durch die erwähnte College-Situation noch wenig aussagekräftig ist, es werden beispielsweise einige Spieler in die ProA aufrücken. Unser Kader ist noch nicht komplett und der der Konkurrenz ebenso. Eine Prognose möchte ich daher noch nicht abgeben. Am Ende des Tages möchten wir die Playoffs erreichen, soviel steht fest.
In diesem Zusammenhang, welche Rolle spielen vollbesetzte Ränge bei der Talentförderung?
Das ist eine der wichtigsten Erfahrungen für junge Spieler! Diejenigen, die aus dem Jugendbereich kommen, sind zwar gewohnt auf hohem Niveau Basketball zu spielen, aber das Ganze vor einer lautstarken Kulisse zu tun ist etwas vollkomen anderes. Je früher du damit konfrontiert wirst, umso besser. Die Rhöndorfer Kulisse ist dafür wie gemacht.
Was dürfen die Fans von dir und von den Dragons erwarten? Konkret gefragt: Unsere Fans mögen offene Typen. Ist Max Becker nahbar?
Absolut. Ich identifiziere mich zu 100 Prozent mit den Dragons, mit der Menzenberger Halle und mit der Fankultur. Genau das möchte ich aufs Team übertragen. Ich wünsche mir eine Mannschaft, die voller Energie im DragonDome aufläuft und sich vollkommen mit der Stadt und der Dragons-Philosophie identifiziert. Kurzum, die Dragons 2025/26 sollen mit positiver, frischer Energie die Bereitschaft mitbringen, kämpferisch alles zu geben und immer gewinnen zu wollen.
Bedeutet auch, dass ihr nach Spielen den Fans Rede und Antwort steht?
Auf jeden Fall. Schließlich spielen wir für die Fans und wir spielen weil die Fans in die Halle kommen. Ohne Fans gibt es keinen Profi-Basketball. Wir wollen den Rhöndorfer Fans demonstrieren, dass wir stolz sind, diesen Verein repräsentieren zu dürfen.
Du weißt genau, wovon du redest. Schließlich kennst du die Begeisterung auf der Tribüne des DragonDome aus eigener Erfahrung …
Richtig. Die Atmosphäre auf der Tribüne und das Gefühl, wenn die Mannschaft nach den Spielen uns Fans abgeklatscht hat, diese Emotionen haben sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt. Daher hoffe ich, dass wir mit unserer jungen Mannschaft und aufopferungsvollem Basketball möglichst viele Fans davon überzeugen können, dass es sich lohnt zu unseren Spielen zu kommen.
Max Becker is back in Town – hast du noch eine persönliche Ansage für die Fans?
Ich freue mich einfach nur. Natürlich bin sehr gespannt auf die neue Saison und jede Begegnung. Ich bin jedenfalls voller Tatendrang und kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht.
Quelle: Dragons Rhöndorf (kb)
18.06.2025