ZUM TODE VON WOLFGANG CLEMENT – EIN MANN MIT HERZ FÜR DIE MENSCHEN –

Wolfgang Clement, Foto: Holger Handt

Bis zuletzt hatte er gegen seine schwere Erkrankung angekämpft und Lebenswillen gezeigt, doch seine Kräfte ließen im Laufe der jüngsten Zeit mehr und mehr nach: Am 17. September 2020 ist Wolfgang Clement gestorben – friedlich eingeschlafen im Kreis seiner Familie in seinem Haus in Bad Godesberg.

Der Kumpel aus dem Ruhrgebiet

 Die Meldung von seinem Tod hat alle, die ihn kannten, tief betroffen gemacht. Denn Wolfgang Clement war nicht nur der Politiker, der in höchste Ämter unseres Staates aufstieg, sondern vor allem eine Persönlichkeit, die sich für alle Menschen einsetzte. 1940 in Bochum, mitten im Ruhrgebiet geboren, prägten ihn die Gene der Region mit Kohle und Stahl. Nicht wenigen begegnete er als echter „Kumpel“, was viel mehr als Freund, Begleiter, Fahrensmann und Beschützer charakterisiert. Was auch immer er beruflich machte, als Journalist und Politiker engagierte er sich stets für eine Gesellschaft mit menschlichem Antlitz. Mit Herzblut fühlte er sich geradezu verpflichtet, sich für die Arbeiterschaft, die Schwächeren unserer Gesellschaft, ja alle, die nicht mit dem „goldenen Löffel im Mund“ auf die Welt gekommen waren und insbesondere jene, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens standen, einzusetzen. So gesehen war er einer der letzten großen sozialen Demokraten unserer Zeit – ganz in der Tradition von Willy Brandt und Johannes Rau, dessen Nachfolger er als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen wurde.

 

Chef in NRW, Superminister in Berlin

 Einige Jahre lang widmete Wolfgang Clement sich als NRW-Regierungschef den schwierigen Problemen dieses Landes. Den Rückbau der Steinkohle, die Struktur der Stahlindustrie und viele andere Herausforderungen musste er meistern.
Als Ministerpräsident fuhr er in einem Bus durch das Land und warb für Ausbildungsplätze, damit junge Menschen nicht auf der Strecke blieben. Im Jahre 2002 hat ihn der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder nach Berlin gerufen: Als Superminister für Wirtschaft und Arbeit sollte der krisenerprobte Politiker aus NRW unsere Politik wieder aus dem tiefen Tal führen – aus der Wachstumsschwäche und hohen Arbeitslosigkeit.

 

Der ewige soziale Demokrat

Wolfgang Clement setzte mutig die Reformen der Agenda 2010 gegen viele Widerstände um. Während zahlreiche Genossen aus der SPD dagegen Front machten, leitete er einen mehr als zehnjährigen Aufschwung in Deutschland ein; das Wachstum und damit der Wohlstand stiegen wieder an, die Zahl der Arbeitslosen ging um rund zwei Millionen zurück, die Zahl der Beschäftigten erreichte ein Rekordniveau. Jedoch musste er immer wieder heftige Attacken aus der SPD hinnehmen, die schließlich zu seinem Austritt aus dieser Partei führten. Im Herzen war er dennoch ein sozialer Demokrat geblieben, ein Leuchtturm für die Soziale Marktwirtschaft.

 

Seine Liebe zum Nizza am Rhein

Obwohl Wolfgang Clement privat mit seiner Familie in seinem Haus in Bad Godesberg lebte, seine große Liebe galt der Stadt auf der anderen Seite des Rheins, nämlich Bad Honnef. Er war immer wieder gern im Nizza am Rhein. Ein wichtiger Treffpunkt für ihn und oft genug für seine ganze Familie war das Weinhaus Steinbach. Die frühere Wirtin verehrte ihn so sehr, dass sie sein Foto an einer Wand des Gasthauses aufhing. Auch traf Wolfgang Clement sich häufig mit Freunden im Caesareo, um die italienische Küche von Herrn Tucci zu genießen.

 

Wolfgang I. – Begründer der Aaldynastie des Rheinlands

Was ihm auch immer möglich war, Wolfgang Clement tat es für Bad Honnef: Er nahm am Leben einiger Vereine teil. Er kam zur Siegerehrung, als die Jugendmannschaft des Basketball-Clubs deutscher Meister wurde. Er förderte die Errichtung der Fachhochschule und vieles mehr. Und er machte die Gründung der Aal-Dynastie erst möglich: Im Jahre 2003 wurde Wolfgang I. zum ersten Aalkönig des Rheinlandes im Kurhaus zu Bad Honnef gekrönt. Klaus Wirtgen, der bis zu seinem Tod im Jahre 2010 aktives Mitglied im Aalkönigkomitee war, schrieb damals: „Wer, wenn nicht Superminister Wolfgang Clement, wäre besser geeignet, mit seiner Reputation den Ruf der Stadt Bad Honnef ins Land und über die Grenzen hinaus zu tragen?

Aalkönig! Clement! Honnef!“

Wolfgang Clement hat sich um unsere Republik, um unser Land Nordrhein-Westfalen und insbesondere auch um unsere Stadt Bad Honnef verdient gemacht. Er war nicht nur der Superpolitiker, er beteiligte sich an vielen – auch kleineren, aber wichtigen – sozialen Projekten. Er diente den Menschen, wo immer ihm dies möglich war. Wir alle trauern mit seiner Frau Karin, seinen Töchtern und Enkeln sowie seiner ganzen Familie. Denn wir haben einen unserer Besten verloren. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Das würdigste Denkmal, das wir ihm widmen können, ist das Denkmal in unseren Herzen.

 

 STAATSSEKRETÄR A. D. FRIEDHELM OST

 

01.10.2020