Verwirrung um dezentrales Impfzentrum in Bad Honnef

Rund 400 Senioren nach gescheitertem Pilotprojekt zunächst ohne Impfung…

Hier zum Hintergrund: Der Rhein- Sieg-Kreis mit seinen rund 600.000 Einwohnern besitzt zur Zeit nur ein Impfzentrum in Sankt Augustin. Überlegungen, ein zweites Zentrum im links- rheinischen Kreisgebiet zu etablieren, gibt es seit einigen Tagen, (AusBadHonnef.de) berichtete bereits.

Scheinbar gab es auch Überlegungen, die benötigten Impfungen dezentral durchzuführen, hierfür sollten 3 Praxen als Pilotprojekt dienen, darunter auch die Praxis von Prof. Dr. Klaus Weckbecker und Rolf Straub in Bad Honnef.

Wie Prof Dr. Weckbecker mitteilt, gab es bereits seit Freitag (5.2.2021) div. Telefonate und E-Mails mit der Koordinierungsstelle des Impfzentrums des Rhein-Sieg-Kreises, in der auch ein Ablauf (wer-wie-wann) vorgeschlagen wurde. Am folgenden Wochenende wurden div. Detailfragen geklärt, unter anderem mit der Kassenärtzlichenvereinigung, der Koordinierungsstelle und dem Impfzentrum. Im Nachgang wurden dann rund 400 Patienten der hochvulnerablen Gruppe der ersten Prioritätsstufe über die Möglichkeit der Impfung informiert und mit Anamnese und Einwilligungsdokumenten versorgt. Als Impftermin wurde der 12.2.21 festgelegt. Am Mittwochabend (10.2.21) wurde dann der Praxis durch die Koordinierungsstelle mitgeteilt, dass es bis auf Weiteres keinen Impfstoff gibt,  daraufhin wurden alle rund 400 Termine abgesagt.

Hier das Statement von Prof. Dr. Klaus Weckbecker:

Auch bei nochmaliger Durchsicht der Mails ist für mich eindeutig belegt, daß von Anfang an klar kommuniziert wurde, daß wir jetzt impfen sollen. Die Behauptung des Kreises, daß ein Pilotprojekt im März /April besprochen worden sei, ist schlichtweg falsch und mit Verlaub dumm. In keiner der Mails ist überhaupt das Wort März oder April zu finden. Ein „Pilot“ für die Impfung von Personen der Kategorie 1 im März /April wäre doch auch völliger Unsinn. Wir müssen diese Gruppe doch jetzt impfen und nicht in einem Pilotprojekt !! im April. Mir sind folgende Punkte wichtig:

  • Ich mache keiner der unmittelbar beteiligten Personen einen Vorwurf. Im Gegenteil wir haben gemeinsam mit großem Einsatz eine Lösung gefunden, von der alle profitiert hätten.
  • Die Behauptung, es alles sei ein Missverständnis, ist falsch und haltlos. Die Kommunikation zwischen mir und der Koordinierungsstelle und dem Impfzentrum war immer eindeutig. Es kann durchaus sein, daß es innerhalb des Impfzentrums, des Kreises oder des Landes zu Kommunikationsproblemen gekommen ist. Aber diese müßte man intern klären und nicht zu Lasten der Menschen. Wenn z.B. das Land kein Pilotprojekt wünscht, hätte man ein bereits begonnenes Projekt zu Ende führen müssen und alle weiteren absagen können. Man kann ein solches Pilotprojekt nicht zu diesem Zeitpunkt ohne nachvollziehbare Begründung absagen.
  • Wichtig ist mir der Umgang mit den Menschen, für die dieses Projekt zum Teil die einzige Chance war, sich impfen zu lassen. Deren Freude und Hoffnung wir geweckt und dann maßlos enttäuscht haben. Das hier gewählte Vorgehen hat die Menschen tief enttäuscht und Vertrauen in die Behörden zerstört. Ein enormer Schaden!
  • Am wichtigsten aber ist mir, daß wir nach vorne schauen! Wie sollen wir die 600.000 Bewohner des RSK impfen? In einem Impfzentrum? Das wird nicht funktionieren. Selbst bei 1000 Impfungen pro Tag würde es Jahre dauern. Aber wir müssen bis September alle geimpft haben, sonst droht eine Katastrophe. Welches Konzept hat der Kreis? Wie bereitet der Kreis sein Konzept vor? Wir müssen dezentral, wohnortnah, im vertrauten Umfeld impfen – zuerst die über 80 jährigen, aber später auch alle anderen! Dafür war ein Pilotprojekt zum jetzigen Zeitpunkt genau der richtige Schritt. Erfahrungen sammeln, Fehlerquellen erkennen und an weitere Praxen weitergeben. Die Absage kann ich immer noch nicht nachvollziehen.

Klaus Weckbecker

12.02.2021

 


Statement des Rhein-Sieg- Kreises

„Insgesamt bestehen im Rhein-Sieg-Kreis Überlegungen, neben dem Impfzentrum in Sankt Augustin, für die Bürgerinnen und Bürger dezentral weitere Impfmöglichkeiten zu schaffen, wenn ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht. Im Zuge dieser Überlegungen hat Landrat Sebastian Schuster sich in dieser Woche auch einen Standort in Meckenheim angeschaut, der als mögliche Liegenschaft in Frage kommen könnte. Darüber hinaus gibt es Überlegungen für einzelne Pilotprojekte, im Rahmen derer in unterschiedlichen Arztpraxen die Menschen geimpft werden sollten, die das Impfzentrum wegen mangelnder Mobilität nicht aufsuchen können. Angefragt waren hier drei Praxen in Hennef, Bad Honnef und Niederkassel – große Praxen, die auch bereits in Altenheimen geimpft haben. Hier erfolgte auch die Ermittlung der Impfdosen, die für ein solch mögliches Projekt benötigt würden.

Seitens des Rhein-Sieg-Kreises und der Kassenärztlichen Vereinigung wurde in den Gesprächen darauf hingewiesen, dass es sich um erste Überlegungen handelte und eine derartige Pilotphase erst im Laufe der Monate März oder April zur Umsetzung kommen könnte.

Der Rhein-Sieg-Kreis hat der Praxis Dr. Weckbecker keine Zustimmung zur Lieferung von Impfstoff in der von Dr. Weckbecker benannten Größenordnung gegeben.“

 

Quelle: Rhein-Sieg-Kreis ( rl)

12.02.2021