Johannes Reinarz: „Im Anfang war die Balustrade“ Retrospektive im Kunstraum ab 15. März 2020

Joh. Reinarz Bildhaueraktion 1984

Im Anfang war die Balustrade

Kunstraum Bad Honnef gedenkt mit einer Ausstellung an den Bildhauer Johannes Reinarz

Ein Sohn der Stadt würde am 5. März 100 Jahre alt

„Ich bewundere sie seit langer Zeit und habe versucht, sie aus der Versenkung zu holen und sie von ihrem Schattendasein zu befreien.“ Diese Liebeserklärung an die Balustrade schreibt der rheinische Bildhauer und Maler Johannes Reinarz in seinem Bildband „Au commencement était la balustrade“ – „Im Anfang war die Balustrade“. Während seiner letzten Schaffensperiode, die er in der Provence verbracht hat, war sie seine leidenschaftliche Mission, die er bis zu seinem Tode im November 2004 konsequent verfolgt hat. – Am 05.März 2020 würde Johannes Reinarz 100 Jahre alt.

Zu diesem Anlass veranstaltet der Kunstraum Bad Honnef unter Mitwirkung seiner Familie am Sonntag den 15.03.2020 in seinen Räumen am Rathausplatz eine Gedenkausstellung mit Werken aus dem Nachlass des Künstlers. In Bad Honnef geboren und aufgewachsen, gehörte er nach dem zweiten Weltkrieg an den Kölner Werkschulen zu den ersten Schülern der Bildhauerklasse von Prof. Wolfgang Wallner. 1952 begann er nach dem Abschluss des Studiums seine Karriere als freischaffender Künstler. Bestanden seine Werke zunächst noch aus sakralen Motiven und waren von einer nüchternen Schönheit, so wurden sie im Laufe der Jahre immer abstrakter, spannungsvoller und experimenteller.

1968 gründete er mit fünf weiteren Künstlern die Bonner Künstlergruppe „SEMIKOLON“, die bis heute besteht und die regionale Kunstszene mitbestimmt. Neben der lokalen Kulturarbeit bemühte er sich durch wechselseitige Ausstellungen um einen regen europäischen Kulturaustausch und machte die Künstlergruppe SEMIKOLON zu einer bedeutenden kulturellen Größe in der Bonner Kunstszene. Als ihr Vorsitzender hat er bis 1988 die Geschicke der Gruppe gelenkt und ist als Initiator, Impulsgeber und Mentor unermüdlich aktiv gewesen. Unter seiner Anleitung sind aus dieser Zeit viele kreative Persönlichkeiten zu professionellen Künstlern herangewachsen.

Seine letzte Schaffensperiode verbrachte der Bildhauer in der Provence und widmete sich dort hauptsächlich einem Thema, nämlich der „Balustrade“. Bereits als Jugendlicher hatte er 1935 auf einer Wallfahrtsreise nach Rom Gefallen an den prachtvollen Bauten und Heiligenfiguren des Petersdoms gefunden. Insbesondere waren ihm zahllose rundliche Säulen aus Stein aufgefallen, die an Treppen und Baudenkmälern als dekorative Stützen für Geländer und Brüstungen Verwendung fanden. In ihrer aufrechten und bauchigen Form erinnern die Balustraden den Künstler an menschliche Gestalten, so dass er sie nun zum Bestandteil und Inhalt seiner Arbeit macht. In künstlerischer Weise gestaltet er sie um und verleiht ihnen menschliche Wesenszüge, sodass sie zu Kunstobjekten werden, die uns emotional ansprechen, unsere erotischen Fantasien beflügeln und im Betrachter spielerische Wünsche und Bedürfnisse wecken.

Seine farbenreichen Bilder und skurrilen Skulpturen zeugen von einer ungebrochenen, kindlich verspielten Lebensfreude und unerschöpflichen Schönheit des Lebens sowie von einer erotischen Lebenslust, die mit viel Humor den Respekt und die Achtung vor der menschlichen Kreatur und göttlichen Schöpfung niemals verliert.

Titus Reinarz, ältester Sohn und selbst renommierter Bildhauer, sowie sein dritter Sohn, Tobias Reinarz, und Enkel Marcel Preusse nehmen den 100. Geburtstag des Künstlers zum Anlass, mit einer Ausstellung im Kunstraum Bad Honnef an ihn und sein Werk zu erinnern. Mit einem kleinen Teil des Nachlasses gibt die Familie einer kunstinteressierten Öffentlichkeit die Möglichkeit, noch einmal Bilder und Skulpturen von Johannes Reinarz zu betrachten und zu erwerben.

Die Vernissage ist Sonntag, der 15. März, 11:00 Uhr – Die Ausstellung dauert vom 15. März bis 5. April  im Kunstraum Bad Honnef, Rathausplatz 3

Öffnungszeiten: Do – Fr 16 – 19 Uhr, Sa – So 10 – 13 Uhr

http://www.kunstraum-badhonnef.de

(TR)