Zum bereits zehnten Mal hatte die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus in diesem Jahr einen Konrad-Adenauer-Schülerpreis ausgeschrieben. Bewerben konnten sich Schülerinnen und Schüler, die in der Jahrgangsstufe Q1 eines Gymnasiums oder 12 einer Gesamtschule des Rhein-Sieg-Kreises oder in den Städten Bonn, Remagen, Bad Neuenahr-Ahrweiler und Linz ihre Facharbeit über Konrad Adenauer (1876–1967) oder die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (Politik, Gesellschaft, Kultur) in der Ära Adenauer (1949–1963) geschrieben haben.
Gespendet wurde dieser Schülerpreis wie in den Vorjahren vom Lions-Club Rhein-Wied. Er soll die Beschäftigung mit Leben, Wirken und Vermächtnis des ersten Bundeskanzlers anregen und fördern.
Am Freitag, 14. August 2020 wurden im Garten Konrad Adenauers die drei besten eingesandten Arbeiten mit Geldpreisen von 250, 150 und 100 Euro prämiert. Maßgebliche Kriterien der Jury waren gedankliche Durchdringung des gewählten Themas, klare Strukturierung der Arbeit, Umfang und Qualität der Recherche, sprachliche Darstellung und formaler Eindruck.
Nach der Begrüßung der Anwesenden hat der Kanzlerenkel Notar a.D. Konrad Adenauer, Mitglied im Vorstand der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, gemeinsam mit dem Präsidenten des Lions-Clubs Rhein-Wied, Herrn Lothar Röser, und dem Vorsitzenden des Fördervereins, Hellmuth Buhr, die Preise im Beisein der Eltern und betreuenden Lehrerinnen und Lehrer übergeben.
Folgende Facharbeiten wurden ausgezeichnet:
- Preis (250 EUR)
Herr Carl Eichborn vom Beethoven-Gymnasium Bonn: „Das Luxemburger Abkommen und die Auswirkungen auf das heutige deutsch-israelische Verhältnis“, betreut von Frau Dagmar Tosstorff.
Herr Eichborn wählte eine klare Fragestellung mit Bezug zur Gegenwart. Die Arbeit zeichnet sich durch einen klar strukturierten und an der Fragestellung orientierten Aufbau aus. Herr Eichborn zeigt die historischen Hintergründe der Verhandlungen ebenso auf, wie die Reaktionen, die der Vertrag sowohl in der Bundesrepublik als auch in Israel auslöste. Das Abkommen ordnet er überzeugend als Grundlage ein, auf der die weiteren Schritte in den deutsch-israelischen Beziehungen aufbauten. Seine Einschätzungen werden durch eine gute Argumentation unterstrichen. Auch in der äußeren Form, in Sprache und Stil wusste die Arbeit zu überzeugen.
- Preis (150 EUR)
Frau Nina Marie Engels-Riegel vom Martinus Gymnasium in Linz: „Konrad Adenauer in der Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945. War er ein Widerstandskämpfer?“, betreut von Herrn S. Walker.
Frau Engels-Riegel widmete sich einer interessanten Frage. Die Arbeit basiert auf einer breiten Literatur- und Quellenbasis, zu der auch ein Aufenthalt im Archiv der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus beigetragen hat. Frau Engels-Riegel geht ihrem gewählten Thema systematisch auf den Grund. Wie definiert sich Widerstand? Welche Formen des Widerstandes gibt es? Wie lassen sich Adenauers Handlungen hier einordnen? In einer selbständigen gedanklichen Leistung das Für und Wider abwägend kommt Frau Engels-Riegel zu dem überzeugenden Schluss, dass Konrad Adenauer kein klassischer Widerstandskämpfer war.
- Preis (100 EUR)
Herr Nikos Paltidis von der Berthold-Brecht-Gesamtschule in Bonn: „Wie Bonn 1949 zur deutschen Hauptstadt wurde unter besonderer Berücksichtigung der Rolle Konrad Adenauers“, betreut von Herrn Klaus Eschweiler.
Herr Paltidis geht der Frage nach, wie Bonn es schaffte, sich in der Hauptstadtfrage gegen Frankfurt durchzusetzen und welche Rolle dabei die unterschiedlichen Akteure, allen voran Konrad Adenauer, spielten. Die Arbeit folgt nachvollziehbar den einzelnen Schritten von den ersten Beschlüssen der Alliierten über die Einberufung des Parlamentarischen Rates an den Rhein bis hin zur letztlichen Entscheidung für Bonn. Herr Paltidis nimmt sich der Rolle Konrad Adenauers in der Hauptstadtfrage an, indem er unterschiedliche Motive beleuchtet, die ihn für Bonn eintreten lassen, und auch Adenauers Schwierigkeiten, Bonn zu einer Mehrheit zu verhelfen, breiten Raum gibt, dabei auch andere Akteure und deren Beweggründe aufgreift, wie etwa die Alliierten oder die SPD.
Geschäftsführerin Corinna Franz erläuterte die Zielsetzung des Schülerpreises: „Wir wollen junge Menschen der Region anzuregen, sich mit Konrad Adenauer zu beschäftigen, einzutauchen in die Geschichte am Beispiel einer Persönlichkeit von weltpolitischer Bedeutung, die hier verankert ist.“ Auf diese Weise sollen Schülerinnen und Schüler auch die Angebote der Stiftung kennenlernen, die nicht nur ein Museum mit Ausstellung betreibt, sondern den jungen Forscherinnen und Forschern auch ihr Archiv und die Fachbibliothek öffnet. Die Nachwuchswissenschaftlerinnen machten ausführlich davon Gebrauch. Museumspädagogin Sabine Steidle informierte insbesondere die anwesenden Lehrerinnen und Lehrer über das breite pädagogische Angebot des außerschulischen Lernorts Adenauerhaus, das vielfältige Zugänge und thematische Schwerpunktsetzungen ermöglicht.
Konrad Adenauer dankte dem Lions-Club Rhein-Wied vielmals für das Engagement, um junge Menschen für die Geschichte und den ersten Bundeskanzler zu begeistern.
(mm)
Fotos: Thomas Scheben
15.08.2020